Lydia Judt - was für eine unglaublich starke Frau!

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minjo Avatar

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Wer Jahre in einem sibirischen Straflager verbracht, acht Kinder zur Welt gebracht und mit den überlebenden sechs durch halb Europa geflüchtet ist ... wer immer wieder zurückgeworfen und von vorne anfangen musste ... wer immer alleine für die Kinder kämpfen musste ... wer trotzdem nie aufgegeben hat und immer weitergekämpft hat ... die bzw. den kann wirklich nichts im Leben schrecken!

So eine Persönlichkeit war auch Lydia Judt, deren Lebensgeschichte Hera Lind in diesem Buch nach den Tagebüchern Lydias und den Erinnerungen ihrer Kinder und Enkel erzählt. Geboren 1927 in armen Verhältnissen als "Schwarzmeerdeutsche" nahe Odessa in der Ukraine, nahm ihr Leben unfassbar grausame Wendungen. Die meisten Menschen sind bzw. wären daran zerbrochen, nur die mental stärksten können solchen Herausforderungen immer wieder trotzen. Bis ins hohe Alter wagte sie sich auch an Neues, z.B. brachte sie sich den Umgang mit einem Computer selbst bei und schrieb darauf ihre Tagebücher und Erinnerungen. Im Alter von knapp 92 Jahren ist sie verstorben - ein Leben so prall, dass ein Buch eigentlich zu wenig ist, um ihm gerecht zu werden.

Ich habe die letzten Bücher von Hera Lind "Im Namen der Barmherzigkeit" und "Zeit zu verzeihen" geradezu verschlungen. Sie gehen unter die Haut und von dort direkt ins Herz. Sie schreibt in den letzten Jahren nach wahren Begebenheiten von Menschen, die ihr ihre Geschichte erzählt haben. Ja, sie verwebt sowohl Realität und Fiktion in diesen Romanen und das ist auch gut so, denn ansonsten wären die meisten Geschichten zu düster und schwer zu ertragen.

So auch das harte Leben von Lydia Judt. Die liebevollen Erinnerungen ihrer Familie zeugen davon, dass Lydia alles richtig gemacht hat. Ich würde sie gerne (nachträglich) kennenlernen und mich deshalb sehr über ein Rezensionsexemplar freuen!