Unfassbar emotional

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
naseweis82 Avatar

Von

Lydia Judt wurde 1927 als „Schwarzmeerdeutsche“ in der Ukraine geboren. Damals wurde den Deutschen Zuwanderern in der Ukraine eigenes Land und Vieh zugesagt, was nun durch Stalin stark eingeschränkt wird und die ganze Familie Hunger leidet. Bereits zu der Zeit schaffen es nicht alle Familienmitglieder zu überleben.

Während des zweiten Weltkrieges ist die Familie also bereits an Einschränkungen gewöhnt. Doch als die Russen Deutschland zurückdrängen, werden Lydia, ihre Mutter und 5 weitere Geschwister als Zwangsarbeiter nach Sibirien verschleppt und der Vater zum Krieg eingezogen. Die letzten Worte des Vaters sind für Lydia die nächsten Jahre ein Mantra, dass sie mit aller Macht versucht zu beherzigen: „Egal was passiert – ihr müsst immer zusammenbleiben. Einer für alle – alle für Einen.“

In Sibirien angekommen müssen sie unter unvorstellbarem Leid bei minus 50 Grad Schwerstarbeit leisten und für eine Handvoll Essen schuften.

Als sie sich nach vielen Jahren damit arrangiert haben, werden sie wieder zwangs umgesiedelt und kommen an einen neuen Ort in der eisigen Schneewüste. Nach 11 Jahren in Gefangenschaft, Leid und Verlusten in der Familie sind sie endlich frei – dürfen aber die Sowjetunion nicht verlassen.

Dabei wollen sie nach all den Jahren nur noch in ihre ursprüngliche Heimat – Westdeutschland.



Hera Linds Romane sind nach wahren Begebenheiten geschrieben und schaffen es immer wieder mit starken Emotionen zu berühren. So auch hier.

Die Geschichte der Familie Groß, insbesondere von Lydia, aus deren Sicht die meisten Kapitel spielen, geht einem sehr zu Herzen. Ich musste einige Mal das Buch unterbrechen, weil mir die Tränen kamen und ich das Gelesene erst verarbeiten musste.

Es ist unvorstellbar, wozu die Menschen damals fähig waren und was sie erleiden mussten.

Es gibt nichts Schlimmeres als Krieg und seine Auswirkungen. Hoffentlich müssen wir und unsere Kinder und Enkel nie wieder so etwas erleiden.

Zum Ende gibt es einige Kapitel aus Sicht der überlebenden Kinder von Lydia, die ebenfalls einiges erlebt haben, durch die Stärke ihrer Mutter jedoch so gut wie möglich aufwachsen durften.



Fazit: Erneut ein stark emotionales Thema, das einen wirklich berührt. Jeder sollte sich bewusst sein, auf welch hohem Niveau wir uns heute über unser Leben beklagen und wie schwer es andere Generationen hatten.