Ein Meisterwerk in wenigen Worten

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Buchmeinung zu Chris Offutt – Unbarmherziges Land

„Unbarmherziges Land“ ist ein Kriminalroman von Chris Offutt, der 2021 bei Tropen in der Übersetzung von Anke Caroline Burger erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet „The Killing Hills“ und ist 2021 erschienen.

Zum Autor:
Chris Offutt, geboren 1958, ist Autor mehrerer Romane, für die er mit dem Whiting Writers Award und dem American Academy of Arts and Letters Fiction Award ausgezeichnet wurde. Zuletzt erhielt er 2019 für Country Dark den französischen Prix Mystère de la Critique. Er lebt im ländlichen Lafayette County in der Nähe von Oxford, Mississippi.

Klappentext:
Mick Hardin, Ermittler für das CID der US-Army, ist auf Heimaturlaub. Seine Frau ist hochschwanger, doch sie reden nicht miteinander. Seine Schwester Linda, erst kürzlich zum ersten weiblichen Sheriff von Rowan County aufgestiegen, steht vor ihrem ersten Mordfall, den ihr die lokalen Politiker am liebsten wegnehmen würden. Der übliche Chauvinismus oder geht es um mehr? Mit ihrem Bruder Mick macht sich Linda an die Lösung des Falls, denn sie weiß, dass unter der schönen und rauen Hügellandschaft Kentuckys die Gewalt brodelt und die offizielle Justiz keinen guten Stand hat. Bleibt nur die Frage, was tödlicher ist: die Menschen oder die Unbarmherzigkeit der Natur.

Meine Meinung:
Schon der Einstieg zeigt die Naturverbundenheit, aber auch die Einstellung der Menschen, sich vorwiegend nur auf sich zu verlassen. Dann der erste Auftritt der Hauptfigur Mick Hardin, der sich in eine abgelegene Hütte zurückgezogen hat, um sich sinnlos zu betrinken. Er arbeitet als Militärpolizist, der sich um Mordfälle weltweit in der US-Armee kümmert. Er hat Heimaturlaub, um seiner Frau bei der Geburt des ersten Kindes beizustehen. Mit wenigen Worten schafft der Autor eine nahezu vollständige Beschreibung der Situation. Es passt zur Mentalität der Bewohner dieses Landstreifens. Man redet nicht viel und so vermeidet auch der Autor überflüssige Worte. Auch die meisten Figuren werden nur kurz skizziert und doch wirkt die Beschreibung vollständig. Als seine Schwester, Sheriff der Region, ihn um Unterstützung im Mordfall bietet, beginnt Mick Hardin zu ermitteln. Er ist naturverbunden und er weiß, wie die Menschen hier denken und handeln. Man löst seine Probleme ohne die Obrigkeit und Blutrache ist ein Thema. Mick handelt überlegt und seine Maxime ist es, weiteren Schaden zu vermeiden. Das bestimmt sein ganzes Handeln und er versucht auf die Betroffenen in diese Richtung einzuwirken. Er wirkt sehr kompetent und das in vielerlei Hinsicht. Beeindruckt hat mich sein moralischer Kompass, der ihn sehr sympathisch wirken lässt. So hat er am Ende alles aufgelöst und doch das Gefühl, total versagt zu haben.
Der Schreibstil ist besonders. Fast trocken beschreibt der Autor die Natur, die Gedanken und das Handeln der Menschen. Fast ausschließlich wird die Geschichte aus der Sicht von Mick Hardin geschildert. Fallrelevantes und Persönliches wechseln sich ab, Actionszenen sind selten und sind sehr dezent beschrieben. Der Fokus liegt auf der komplexen Hauptfigur. Manchmal gönnt der Autor sich eine Prise staubtrockenen Humors.

Fazit:
Mich hat dieses Werk begeistert und die Hauptfigur Mick Hardin ist der Hammer. Sein moralischer Kompass bestimmt sein Handeln und es ist überaus spannend, der Umsetzung zu folgen. Man gewinnt am Ende den Eindruck, kein unnötiges Wort gelesen zu haben. Deshalb bewerte ich das Buch mit der Höchstnote fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus. Es lohnt sich.