Mehr als ein Krimi

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rinoa Avatar

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In der rauen Hügellandschaft Kentuckys wird die Leiche einer Frau gefunden. Linda Hardin, seit kurzem erster weiblicher Sheriff des Countys, hat es als Frau in diesem Job sowieso nicht leicht, doch jetzt werden ihr offensichtlich zusätzlich auch noch Steine in den Weg gelegt. Zusammen mit ihrem Bruder Mick, eigentlich Ermittler für das CID der US-Army, derzeit aber auf Heimaturlaub, macht sie sich auf die schwierige Suche nach dem Täter.

Obwohl das Cover explizit auf einen „Kentucky-Krimi“ hinweist, ist „Unbarmherziges Land“ für mich viel mehr als das. Es ist eine Liebeserklärung an die Berge Kentuckys und an die dortigen Bewohner. Gleichzeitig auch eine Art Milieustudie aus einer Welt und einer Gesellschaft, die mir gänzlich unbekannt ist, die aber Dank des tollen Schreibstils des Autors richtiggehend lebendig wurde und mich regelrecht eintauchen ließ in die raue Landschaft und die nicht minder rauen Menschen, die in ihr Leben.

Hier, wo Blut definitiv dicker ist als Wasser und man das Gesetz am liebsten selbst in die Hand nimmt, ist es daher für Sheriff Linda Hardin nicht eben einfach, den Mord an einer Frau aufzuklären. Zum Glück hat sie aber ihren Bruder Mick, der mir als Charakter wirklich sehr gut gefallen hat. Während Linda (leider) ein wenig blass und im Hintergrund bleibt, ist Mick für mich ganz klar der „Star“ des Buchs.

Insgesamt steht allerdings die Mordermittlung gar nicht so sehr im Vordergrund bzw. ist nicht zu trennen von Beschreibungen der Landschaft und eines sehr speziellen Menschenschlags, die eben auch ihren Raum einnehmen (inklusive privater Verflechtungen). Für mich war das sehr stimmig.

Mir persönlich hätte „Unbarmherziges Land“ gerne noch etwas länger sein dürfen als die gut 200 Seiten, ich habe die Lektüre wirklich genossen und es ragt für mich deutlich aus dem Krimi-Einheitsbrei heraus.