Viel Schweigen, viel Hässlichkeiten

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heinoko Avatar

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Diesen Kriminalroman habe ich erst mit Neugier und dann mit zunehmender Abneigung gelesen. Ich musste mich mit einer Welt befassen, die mir fremd ist – und die man vielleicht nur mit viel Alkohol erträgt und versteht. Nicht meine Welt, leider.

Mick Hardin, ein harter Kerl Ermittler für das CID der US-Army, ist auf Heimaturlaub. Er sollte eigentlich mit seiner hochschwangeren Frau reden, doch vielleicht ist das Kind nicht von ihm. Da schweigt er lieber, lebt in einer einsamen Waldhütte und trinkt sich die bösen Träume weg. Als ein Ginseng-Sammler eine Frauenleiche in den Wäldern findet, wird Mick Hardin von seiner Schwester Linda um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten. Linda wurde vor kurzem zum ersten weiblichen Sheriff bestimmt, doch die Politik will sie auf diesem Posten nicht haben. Und die Menschen in Kentucky geben sowieso nichts auf die Justiz….

Der Kriminalfall als solcher kommt mir vor wie ein mühsam eingearbeiteter Seitenstrang eines Romanes. Er ist nicht wichtig, er kommt auch nur selten zur Sprache. Und spannend ist er schon gar nicht. Schwerpunkt des Buches sind viele Naturschilderungen, die Beschreibung von vierschrötigen Menschen, deren Familienverbünde in der Abgeschiedenheit zu Festungen geworden sind und denen kein Wort zu viel über die Lippen kommt. Dazu recht ausufernde bildhafte Darstellungen über abgeranztes, schäbiges Mobiliar und andere Hässlichkeiten. Ein Maultier als Dachträger? Gangster „mit einem Verstand, wie Gott ihn sonst nur den Gänsen zugedacht hatte“? Viel Bourbon, viel Schweigen, viel Gewalt. Das Beste am Buch war für mich, dass es nur einen geringen Umfang hatte. So konnte ich nach einem Tag Lesen mit großer Erleichterung die hässliche Welt des Mick Hardin wieder verlassen.