Einfühlsam, differenziert, besonnen
Der englische Titel wirkt unaufdringlich: „Open when“ – „Öffne, wenn“. Der Verlag „Rowohlt Polaris“ hat sich für eine forciertere deutsche Version entschieden: „Unbedingt lesen, wenn …“. Das weckt falsche Erwartungen. Gerade das Unaufdringliche ist die Stärke der Autorin Dr. Julie Smith.
Die klinische Psychologin hilft Menschen auf Social-Media-Kanälen, ihre mentale Gesundheit zu stärken. Ihr neues Buch ist wie ein Werkzeugkasten. Für eine Palette von Problemen, von alltäglichen bis hin zu mentalen Stressfällen, bietet sie „Tools“ an – Möglichkeiten, Konflikten im Umgang mit sich selbst und mit anderen zu begegnen: mit dem inneren Kritiker, mit Ängsten, Gedankenkarussells, passiv-aggressiven Zeitgenossen oder verständnislosen Eltern.
Jedem Thema widmet Smith ein Kapitel, sodass die Lesenden dorthin springen können, wo sie Hilfe suchen, und andere Abschnitte außer Acht lassen dürfen, wenn diese sie nicht betreffen. Die Kapitel sind übersichtlich gegliedert und das Auge findet sich schnell zurecht. Julie Smith versteht ihr Buch als helfende Hand, die sie „mitten im Chaos des Sturms“ reicht, während sie sagt: „Komm, hier geht’s lang, machen wir uns an die Arbeit.“
Sie tut dies zunächst in Form eines Briefes zu Beginn jedes Kapitels. In diesen persönlich gehaltenen Schreiben geht sie zunächst auf das Gefühlschaos der Hilfesuchenden ein. Wie eine gute Freundin, die aufmerksam zugehört hat und nun, anstatt zügig Rat-Schläge auszuteilen, das emotionale Wirrwarr erst einmal ordnet. Auf diese Weise signalisiert sie erst einmal: Ich verstehe dich. Entsprechend stellt sich beim Lesen eines Briefes ein „Ja, stimmt“-Gefühl ein. Etwa bei so bekannten Angelegenheit wie der Überwindung des inneren Schweinehundes. Wenn man sich die Ausreden fürs Nicht-Aufraffen schönredet. Smith hält keinen moralisch erhobenen Zeigefinger dagegen. Kein: „Du wirst dich hinterher besser fühlen.“ Stattdessen stellt sie fest: „Die meisten Menschen wissen, dass sie … sich hinterher besser fühlen.“
Erst, nachdem sie auf die Lesenden eingegangen ist, macht sie Vorschläge – auch unbequeme. Anstelle von Visualisierungen einer schönen neuen (Gefühls-)Welt ermuntert sie dazu, sich „harte Fragen“ zu stellen: „Wovor soll dich dein Zögern schützen? Welche Vorteile entgehen dir, wenn du nicht handelst? Wie wirkt sich das auf dein Selbstbild aus?“ Smith gehört außerdem nicht zu jenen Ratgebenden, die konstruktivistisch schönreden, nach dem Motto: Stress entsteht nur durch Gedanken, jede Situation für sich genommen ist neutral. Einmal mehr formuliert sie differenzierter: „Hauptauslöser für Stress mögen in der Außenwelt liegen, aber mach dir bewusst, welchen zusätzlichen Stress deine Gedanken unter Umständen verursachen.“ Umdeutung bedeute nicht, sich etwas vorzumachen, sondern zu wählen, eine Situation aus der nützlichsten Perspektive zu betrachten.
Immer wieder macht Smith klar, dass die Wahrnehmung des eigenen Körpers eine wichtige Rolle beim Umgang mit Gefühlen und Gedanken spielt. Sie empfiehlt Techniken zur Konzentration auf den Atem, Erdungsübungen, Bewegung – und sei es nur ein Spaziergang. Einfühlsam auf Emotionen einzugehen, verständlich darüber zu informieren und besonnen zu raten, ohne zu bevormunden: Mit dieser Praxis überzeugt Julie Smith. Ob die Hilfe allerdings so schnell wirkt, wie der deutsche Untertitel suggeriert, sei dahingestellt. Manches Tool von Smith erfordert doch eine gewisse mittel- oder sogar langfristige Ausdauer. Daher sei abschließend darauf hingewiesen, dass im englischen Original diese Schnelligkeit nicht versprochen wird. Dort lautet der Untertitel „A Companion for Life's Twists and Turns“ – als ein Begleiter für die Irrungen und Wirrungen des Lebens.
Die klinische Psychologin hilft Menschen auf Social-Media-Kanälen, ihre mentale Gesundheit zu stärken. Ihr neues Buch ist wie ein Werkzeugkasten. Für eine Palette von Problemen, von alltäglichen bis hin zu mentalen Stressfällen, bietet sie „Tools“ an – Möglichkeiten, Konflikten im Umgang mit sich selbst und mit anderen zu begegnen: mit dem inneren Kritiker, mit Ängsten, Gedankenkarussells, passiv-aggressiven Zeitgenossen oder verständnislosen Eltern.
Jedem Thema widmet Smith ein Kapitel, sodass die Lesenden dorthin springen können, wo sie Hilfe suchen, und andere Abschnitte außer Acht lassen dürfen, wenn diese sie nicht betreffen. Die Kapitel sind übersichtlich gegliedert und das Auge findet sich schnell zurecht. Julie Smith versteht ihr Buch als helfende Hand, die sie „mitten im Chaos des Sturms“ reicht, während sie sagt: „Komm, hier geht’s lang, machen wir uns an die Arbeit.“
Sie tut dies zunächst in Form eines Briefes zu Beginn jedes Kapitels. In diesen persönlich gehaltenen Schreiben geht sie zunächst auf das Gefühlschaos der Hilfesuchenden ein. Wie eine gute Freundin, die aufmerksam zugehört hat und nun, anstatt zügig Rat-Schläge auszuteilen, das emotionale Wirrwarr erst einmal ordnet. Auf diese Weise signalisiert sie erst einmal: Ich verstehe dich. Entsprechend stellt sich beim Lesen eines Briefes ein „Ja, stimmt“-Gefühl ein. Etwa bei so bekannten Angelegenheit wie der Überwindung des inneren Schweinehundes. Wenn man sich die Ausreden fürs Nicht-Aufraffen schönredet. Smith hält keinen moralisch erhobenen Zeigefinger dagegen. Kein: „Du wirst dich hinterher besser fühlen.“ Stattdessen stellt sie fest: „Die meisten Menschen wissen, dass sie … sich hinterher besser fühlen.“
Erst, nachdem sie auf die Lesenden eingegangen ist, macht sie Vorschläge – auch unbequeme. Anstelle von Visualisierungen einer schönen neuen (Gefühls-)Welt ermuntert sie dazu, sich „harte Fragen“ zu stellen: „Wovor soll dich dein Zögern schützen? Welche Vorteile entgehen dir, wenn du nicht handelst? Wie wirkt sich das auf dein Selbstbild aus?“ Smith gehört außerdem nicht zu jenen Ratgebenden, die konstruktivistisch schönreden, nach dem Motto: Stress entsteht nur durch Gedanken, jede Situation für sich genommen ist neutral. Einmal mehr formuliert sie differenzierter: „Hauptauslöser für Stress mögen in der Außenwelt liegen, aber mach dir bewusst, welchen zusätzlichen Stress deine Gedanken unter Umständen verursachen.“ Umdeutung bedeute nicht, sich etwas vorzumachen, sondern zu wählen, eine Situation aus der nützlichsten Perspektive zu betrachten.
Immer wieder macht Smith klar, dass die Wahrnehmung des eigenen Körpers eine wichtige Rolle beim Umgang mit Gefühlen und Gedanken spielt. Sie empfiehlt Techniken zur Konzentration auf den Atem, Erdungsübungen, Bewegung – und sei es nur ein Spaziergang. Einfühlsam auf Emotionen einzugehen, verständlich darüber zu informieren und besonnen zu raten, ohne zu bevormunden: Mit dieser Praxis überzeugt Julie Smith. Ob die Hilfe allerdings so schnell wirkt, wie der deutsche Untertitel suggeriert, sei dahingestellt. Manches Tool von Smith erfordert doch eine gewisse mittel- oder sogar langfristige Ausdauer. Daher sei abschließend darauf hingewiesen, dass im englischen Original diese Schnelligkeit nicht versprochen wird. Dort lautet der Untertitel „A Companion for Life's Twists and Turns“ – als ein Begleiter für die Irrungen und Wirrungen des Lebens.