Für mich leider etwas enttäuschend

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katrriin Avatar

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Nachdem ich „Die Unbändigen“ von Emilia Hart schon sehr mochte, hatte ich mich sehr auf ein neues Buch von ihr gefreut! Dieses Mal hat es mich inhaltlich sogar noch mehr angesprochen als ihr erstes Buch und auch das Cover finde ich nach wie vor wunderschön. Der Klappentext und die Leseprobe versprachen einen fesselnden, feministischen Roman, der von der Verbindung zwischen Weiblichkeit und dem Geheimnisvollen des Meeres handelt…

Wie man es von Emilia Harts erstem Roman bereits kennt, gibt es auch hier wieder mehrere Zeitstränge, die miteinander verbunden sind. Zum einen folgen wir Lucy, die im Jahre 2019 ihrem Journalismus Studium nachgeht und gleichzeitig mit ihrer Schlafwandlerei zu kämpfen hat. Nachdem sie im Schlaf einem Kommilitonen gegenüber handgreiflich wird, flüchtet sie sich zu ihrer Schwester Jess, die eigentlich in einem verwitterten Haus an der australischen Küste lebt, allerdings nicht anwesend ist als Lucy eintrifft. Die zweite Zeitlinie ist aus der Sicht von Mary, die 1800 mit ihrer Schwester Eliza als Strafgefangene auf einem Schiff mit anderen Straftäterinnen zu einem Gefängnis gebracht werden soll. Später kommt noch eine dritte Zeitlinie dazu, als Lucy auf Jess‘ Tagebuch stößt, welches sie 1998 geführt hat.

Diese Art des Erzählens empfinde ich immer als sehr spannend und so war ich anfangs wirklich neugierig, was passieren wird und wie diese Zeitebenen zusammenhängen. Auch war ich vor allem neugierig, was das eigentliche Thema des Romans sein würde – Meerjungfrauen? Sirenen? Tiefsee? Was ich allerdings nicht mochte, war die Erzählweise, in der vor allem rückblickend über Ereignisse erzählt wurde, anstatt dass diese Ereignisse gezeigt wurden. Vor allem am Anfang des Romans und durchgängig in Lucys Perspektive passiert zunächst einmal gar nichts, stattdessen werden Schlüsselmomente aus ihrer Kindheit, Jugend oder ihrem Studium rückblickend erzählt. Zunächst hatte ich die Hoffnung, dass nur auf den ersten Seiten so erzählt wird, um etwas character background zu geben, es zog sich allerdings fast durch das gesamte Buch und irgendwann war ich davon einfach gelangweilt. Die Tagebucheinträge von Jess hatten für mich leider auch keinen eigenen „Ton“ und lasen sich auch nicht, wie man in ein Tagebuch schreiben würde, sondern vielmehr wie ein „normales“ Kapitel. Generell ließen sich die Zeitlinien, was die Erzählstimme angeht, kaum voneinander unterscheiden – was ich sehr schade fand.

Die Auflösung konnte ich mir relativ schnell denken, sodass sie nicht gerade überraschend für mich kam. Da das Buch so langsam aufbaute, hatte ich die Hoffnung, dass irgendetwas „Großes“ passieren würde – was allerdings nie geschah. Auch vom Ende hatte ich mir mehr erwartet, denn auch wenn es auf den letzten Seiten (endlich) etwas spannend wurde, hat mich vor allem das letzte Kapitel dann nochmal enttäuscht. Da leider insgesamt wenig passiert und ich mich mit der Erzählstimme nicht anfreunden konnte, wollte ich das Buch irgendwann einfach nur noch fertig bekommen. Für mich wirklich schade, da „Unbeugsam wie die See“ das Potenzial hatte, ein neues Lieblingsbuch zu werden, weil es mich sowohl thematisch angesprochen hat als auch hoffnungsvoll gemacht hat, da ich das erste Buch so mochte.