Schöner Sommerroman
„Unbeugsam wie die See“ ist der Nachfolgeroman von Emilia Hart, der schon wie ihr Erstling durch ein traumhaft schönes Cover besticht, das sie Fantasie anspricht. Wieder werden wie schon in „Die Unbändigen“ Frauenschicksale miteinander verwoben, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Was einmal funktioniert hat, kann auch ein zweites Mal funktionieren, aber so ganz überzeugt hat mich das nicht. Zudem bricht das Buch für mich im Stil: Von der neuen Sachlichkeit wechselt es zu fantastischen Elementen. Das passt für mich nicht zusammen, vor allem, wenn der Wechsel erst so spät erfolgt. Interessant ist, wie die Autorin Emilia Hart Themen wie Freiheit, Widerstand und Selbstbestimmung durch persönliche Geschichten beleuchtet, ohne dabei moralisierend zu wirken. Eine zentrale Rolle spielt die Kraft des Meeres, die sich allen Protagonistinnen auf die unterschiedlichsten Weisen eröffnet. Das Buch begleitet Frauen auf ihrem persönlichen Weg in unterschiedlichen Zeitabschnitten: 2019, 1999 und 1800 und zeigt, wie sich das Leben von Frauen im Laufe der Jahrhunderte verändert hat, es zeigt aber auch die Fallstricke, die es zu erkennen und zu umgehen gilt. 2019: Lucy erwacht aus einem Albtraum und findet ihre Hände an der Kehle ihres Ex. Entsetzt flieht sie zu ihrer Schwester Jess an die australische Küste, doch diese ist verschwunden. 1999: Jess ist eine einsame Sechzehnjährige in einer ländlichen Stadt in der Mitte des Kontinents. Sie leidet unter einer seltenen Wasserallergie und flieht in die Welt der Kunst. 1800: Die Zwillingsschwestern Mary und Eliza wurden von ihrem Vater in Irland getrennt und nach Australien verbannt. Gibt es zu viele Ähnlichkeiten zu ihrem Erstlingswerk? Ja, es gibt starke Übereinstimmungen in Stil, Ton und zentralen Themen. Wer atmosphärische Kontinuität liebt, wird die Ähnlichkeiten genießen; wer frische, neue Interpretationen bevorzugt, könnte sich nach gewagteren Abweichungen sehnen.