Working poor - unsichtbar und abgetrennt

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Der Title "Und alle so still" ist dynamisch und gleichzeitig anklagend, das Cover setzt diesen Eindruck fort. Die Farben sind grell schreiend und man fragt sich, worauf sich der Titel bezieht.

Die Leseprobe beantwortet das teils, macht aber vor allem sehr neugierig wie sich die Handlung weiterentwickelt. Die beiden Figuren Nuri und Valentin stehen im Kontrast, Nuri versucht den Schein zu wahren, arbeitet sowohl als Barkeeper und als auch als Hilfskraft im Krankenhaus. Die voran gestellten Monologe einer Pistole und einer Gebärmutter können als Vorausdeutung sowie als bildhafte Darstellung des Themas des Romans verstanden werden - wie auch schon in den anderen Romanen von Mareike Fallwickl befasst sich der neue Roman mit patriarchalen Strukturen wie auch der Unsichtbarkeit von Care-Arbeit. Spannend ist, dass eine der Hauptfiguren männlich ist, was die Identifikation mit einem breiteren Publikum zulässt.

Wie auch schon bei den vorherigen Romanen entwickelt dieser Text eine Sogkraft und eine immense Wucht. Sprachlich direkt, klar, mit Metaphern, die das Erleben von Nuri nachvollziehbar machen. Spannend ist, dass sich der Stil von Mareike Fallwickel weiterentwickelt hat, in "Dunkelgrün, fast schwarz" ist die Sprache noch nicht so direkt.

Der Roman hat eine klare Agenda, das wird schon auf den wenigen Seiten klar und ich erwarte, dass er ähnlich einschlagen wird wie "Die Wut, die bleibt".