Absolutes Highlicht, feministisch, gesellschaftskritisch, notwendig

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madamebiscuit Avatar

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Mareike Fallwickls gesellschaftskritischer und feministischer Roman hat mich die letzten Tage in Atem gehalten, mich erschüttert, mir die Tränen in die Augen getrieben und am Ende auch mit einem hoffnungsvollen Gefühl zurückgelassen. Dabei erzählt sie eine Geschichte, die sich heute oder auch morgen genau so abspielen könnte in unserer westlichen Welt.
Was würde passieren, wenn wir Frauen uns einfach nicht mehr verantwortlich fühlen würden? Aufhören würden, uns um alles und jeden zu kümmern? Ein Gedankenexperiment, was es absolut wert ist, durchdacht zu werden. Wäre es eine dystopische oder eine utopische Vorstellung?

Ihre drei Protagonist*innen durchleben genau diese Situation, und zwar aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Elin, eine junge Frau, die sich dieser Revolution anschließt. Ruth, Mitte fünfzig, die es nicht schafft, als Pflegekraft einfach aufzuhören und nicht zu helfen. Und Nuri, noch nicht mal 20 Jahre alt, internationale Biografie, der durch jedes Loch unseres Systems fällt.
Alle drei Charaktere haben mich berührt, ihre Lebenswege und Erfahrungen innerhalb und mit unserer Gesellschaft gehen unter die Haut. Sie sind menschlich, emotional, stark und wachsen über sich hinaus.
Die Autorin schreibt packend und klar. Sie nennt die Missstände beim Namen und beschönigt nichts. Dabei lässt sie mühelos gut recherchierte Fakten zum Notstand des Gesundheitswesens und anderen aktuellen Themen einfließen.

„Es ist gut, dass Frauen Sorgenotstände auffangen, dass sie sich an menschlichen Bedürfnissen orientieren und nicht an Macht, Profit und Wettbewerb […] Frauen sollten sich das nicht abtrainieren, sie sollten nicht aufhören damit, […], aber Männer sollten endlich damit anfangen.“ S. 238

Diesen Ansatz empfand ich als großen Gewinn des Romans. Es geht Mareike Fallwickl nicht um den Aufruf zum Kampf „Frau gegen Mann“, sondern um die Veränderung des patriarchalen Systems hin zu einem, für alle Menschen, lebenswerten Zustand und um Solidarität.
Was dieses Gefühl heißt, zeigt sie in vielen Gesten und Aussagen. Welche Stärke und Macht aus diesem Zusammenhalt entstehen können, macht Hoffnung, dass wir die Veränderung gemeinsam tatsächlich schaffen könnten.

Wie sehr habe ich diesem Buch entgegengefiebert und wie vollumfänglich begeistert bin ich nun nach dem Lesen. Dieses Buch ist mein bisheriges Jahreshighlight und ich möchte am liebsten nur noch sagen „Lest es alle!“.

Dieser Roman ist einfach eine Wucht! Absolut notwendig und großartig geschrieben.