Ein wichtiger Stoff, der mit Klischees behaftet wird

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
klaus_bücherfan Avatar

Von

Mareike Fallwickls Roman „Und alle so still“ hat ein wichtiges Thema zum Inhalt. Es geht um die Care-Arbeit, die Frauen unbezahlt leisten und die Frage, was passieren würde, wenn sie das nicht mehr tun und sich zum Beispiel einfach auf die Straße legen und nicht mehr aufstehen würden. Drei Protagonist:innen lernen die Leser:innen kennen. Eine junge Influencerin, eine nicht mehr ganz junge Krankenschwester und ein junger Mann, der als Fahrradkurier, Barkeeper und Bettenschieber in einem Krankenhaus versucht, über die Runden zu kommen. Außerdem sprechen eine Pistole und eine Gebärmutter zu den Leser:innen. Die auf rd. 350 Seiten angelegte Erzählung beginnt harmlos. Einige Frauen legen sich auf die Straße und gehen nicht mehr den Dingen nach, die sie sonst tun. Sie legen die Arbeit im Krankenhaus nieder, fügen sich nicht mehr dem Patriarchiat und so kommt es zu einer eskalierenden gesellschaftlichen Unruhe. Das Thema ist wichtig. Aber Fallwickl skizziert hier doch sehr einseitig zu Lasten der Männer. Offenbar geht das Übel der Welt ausschließlich von diesen aus. Sie werden zu einer marodierenden gewalttätigen Masse. Um nicht missverstanden zu werden: Diese fiktionale Geschichte ist Augen öffnend, aber bedient doch auch Klischees, die den Frauen nicht gerecht werden. Was mir persönlich fehlt, ist der Anspruch an Literatur. Dieser kommt in dem Roman meines Erachtens zu kurz.