Exemplarische Figuren, politisch aufgeladen

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merkurina Avatar

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Es ist jetzt das zweite Buch von Mareike Fallwickl, das ich kennengelernt habe - ebenso wie "Die Wut, die bleibt" habe ich auch dieses als Hörbuch vernommen.
Beiden Büchern gemein ist ein Sprachstil, der eindringlich wirkt in der Sache, aber seltsam distanziert zugleich. Ich kann nicht genau sagen, inweiweit es mit den ebenfalls sehr sachlich-präzisen, fast ungerührten Stimmen der Interpret:innen zu tun hat.
In diesem Roman ist das fast noch mehr der Fall als beim Vorgänger-Hörbuch. Gerade am Anfang kam es mir irgendwie wie ein Science Fiction vor, die Figuren Elin und Nuri seltsam konstruiert, avatarhaft. Das liegt am Berichtston, der auch das Innere der Gefühlswelten seziert, mikrokosmisch wird. Beeindruckend ist das für mich immer dann, wenn körperliche Wahrnehmungen und Erfahrungen eine ganz unbekannte Sprache finden. Das macht die Autorin ganz toll.
Ruth, die dritte Protagonistin, ist etwas greifbarer, vielleicht kann ich auch altersbedingt ihr Krankenpflegerin- und Mutterdassein - das einer enorm tragisch verwaisten Mutter - eher nachvollziehen.
Ich bin auf jeden Fall beeindruckt von Mareike Fallwickls politischer Deutlichkait und Schärfe. Sie lässt Ausbeutung und Ausweglosigkeit in bleibenden Bildern erscheinen.