Interessantes Buch

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laurasleseliebe Avatar

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Im neuen Roman der Autorin bricht eine Gruppe von Frauen mit dem bestehenden politischen und sozialen System, indem sie ihre täglichen Verpflichtungen vernachlässigen und sich einfach auf den Boden legen. Ohne Gewalt, ohne Parolen. Einfach still.
Dieser Akt des Protests, der zunächst klein beginnt, gewinnt schnell an Fahrt und wird zu einer unaufhaltsamen Bewegung.
Die Handlung wird aus drei Hauptperspektiven erzählt: Elin, eine Influencerin, die innerlich leer ist, Trost im Sex mit fremden Männern sucht und sich in gefährliche Situationen begibt; Nuri, ein junger Mann aus schwierigen Verhältnissen, der ums Überleben kämpft, dabei jeden Job annimmt um Geld für eine eigene Wohnung zu sparen; und Ruth, eine überarbeitete Krankenschwester im Pflegenotstand. Zusätzlich zu diesen Erzählsträngen werden kurze Beiträge einer Pistole, einer Gebärmutter und der allgegenwärtigen Berichterstattung hinzugefügt.
Anfangs fiel es mir schwer, in den Text einzutauchen und ein Gefühl für die Protagonisten und Protagonistinnen zu bekommen. An vielen Stellen kamen mir die Verbindungen und Handlungen zu konstruiert vor. Trotzdem gelang es der Autorin, mich in vielen Einzelszenen zu fesseln und sogar zu Tränen zu rühren. Besonders beeindruckend war die eindringliche Beschreibung von Ruths dreizehntem Nachtdienst in einer unterbesetzten Station, allein mit 24 hoch pflegebedürftigen Menschen, überfordert und weit über der Leistungsgrenze. Ebenso die ersten Seiten zu Nuris prekärer Lebenssituation und den qualvollen Arbeiten für einen Lohn, der nicht zum Überleben reicht. Und seiner Familie - die ihn scheinbar auch nur ausnutzt. Diese Momente sind wirklich herausragend umgesetzt.
Lesen lohnt sich - auch wenn es nicht das stärkste Werk der Autorin ist.