Klug und bewegend

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Die Geschichte der Frauen, die die Arbeit niederlegen, Lohnarbeit, sowie Care-Arbeit, erinnert an ähnliche Proteste in Island, welche die Gleichberechtigung in der dortigen Gesellschaft ge- und beinahe auf einen annehmbareren Stand befördert haben.
„Und alle so still“ ist ein feministisches Buch, das hoffentlich vor allem von vielen Männern gelesen werden wird, weil es beschreibt, wie sehr auch diese von jenem profitieren, verdeutlicht an der einzigen männlichen tragenden Figur, Nuri, welcher nicht dem stereotypen, bzw. sozial erwarteten Männerbild entspricht und so am gesellschaftlichen Druck zugrunde geht.
Hin und wieder hätten er, und auch die anderen Charaktere für meinen Geschmack zwar etwas widersprüchlicher ausgearbeitet sein dürfen. Das ist aber verzeihlich. Sie dienen eben dem Anliegen des Buches, und das ist, wie gesagt, ein wichtiges.
„Und alle so still“ berichtet nämlich von dem Wert unbezahlter Sorgearbeit, die viel zu oft an Frauen hängebleibt, und prekärer Jobs, damals zu Pandemiezeiten großspurig als systemrelevant bezeichnet, doch Stand heute ohne dementsprechende Anerkennung geblieben.
Es ist trotz seines Titels ein lautes Buch. Wieder einmal hat mich Mareike Fallwickls Schreibstil sehr begeistert, weil sie die erwähnte (wichtige) Agenda ausformuliert und eine bewegende Geschichte erzählt, „Und alle so still“ also gefühlsmäßig und im Kopf berühren kann. Zudem mochte ich die kurzen Einschübe, die aus der Ich-Perspektive einer Pistole, Gebärmutter und Berichterstattung geschrieben sind. Empfehlung!