Macht wütend, auf eine gute Art

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queenhedy Avatar

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Mareike Fallwickl schreibt in ihrem Roman "Und alle so still" von Frauen, die von einen Tag auf den anderen entscheiden, dass sie ihre Arbeit, die Hausarbeit und die Carearbeit nicht mehr machen. Aus Protest legen sie sich auf die Straße.
Fallwickl erzählt ihren Roman aus verschiedenen Perspektiven, darunter sind auch etwas ungewöhnlichere wie eine Pistole, die Gebärmutter und die Berichterstattung. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, man kommt jedoch schnell rein und am Ende ist klar, dass es ein genialer Kunstgriff war, der den Mehrwert des Buches nur steigert. Aufrüttelnd erzählt die Autorin von den Orten in unserer Gesellschafft, wo Frauen unverzichtbar sind, teilweise weil Männer diese Arbeit einfach nicht machen wollen, da das doch "Frauensache" ist. Die Männer merken jedoch schnell, dass diese Aufgaben gar nicht so einfach wie gedacht sind und dass es eben nicht ohne die Frauen geht.
Als Frau hat man beim Lesen dieses Buches eigentlich keine andere Möglichkeit, als wütend zu werden. Wütend darauf, dass unsere Gesellschaft genau so funktioniert und dass es sich vermutlich nicht ändern wird. Am liebsten möchte man sich mit den Frauen im Roman auf die Straße legen, möchte aufzeigen, was eigentlich allen klar sein sollte - denn wenn der Roman eines nicht unbedingt gebracht hat, dann sind es bahnbrechende neue Erkenntnisse. Nein, er spricht nur das an, woran niemand denken möchte, was jeder ignoriert und irgendwo in eine dunkle Ecke des Gehirns sperrt. Fallwickl gräbt genau das hervor, spricht es an und zeigt: So sollte es nicht weitergehen, aber haben wir tatsächlich eine Alternative?