On fire

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constanze_pachner Avatar

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"An einem Sonntag im Juni gerät die Welt aus dem Takt: Frauen liegen auf der Straße. Reglos, in stillem Protest. Hier kreuzen sich die Wege von Elin, Nuri und Ruth. Es ist der Beginn einer Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben." Klappentext

Unaufhaltsam knipst #mareikefallwickl mit ihrem neuen Roman #undallesostill zur nächtlichen Stunde die Glühbirnen aller Häuser an, um die in der Dunkelheit ehrlich ausgesprochenen Worte sichtbar zu machen. Schnell geraten die Glühbirnen 'on fire', nicht nur wegen dem viel versprechenden Plot, der ein mögliches Aufglühen einer zart verschobenen Realität präsentiert und nicht radikal dystopisch daherkommt, sondern auch wegen dem vibrierenden Hardrock-artigen Erzählsound von @the_zuckergoscherl , der unmittelbar nach dem Anknipsen der Birne auflodert. Leider verbrennt sich die Autorin an einem gewissen Punkt die Finger. Verbissener Groll ersetzt die schwungvolle Energie der Erzählstimme, die sich in zahlreichen Allaussagen verirrt. Die Erzählstränge des Plots verbinden sich nicht zu einem Zahnrad, welches am Nerv der tiefen Berührung drehen könnte. Anklänge eines Sachbuchcharakters legen sich wie Löschspuren auf die Inszenierung - die Glühbirne erlischt.

"Wisst ihr was ich meine? Wir Frauen können das gut. Wir bekommen die Kinder. Wir sind zugewandt, wir sind sanft."176

Definitiv tragen zahlreiche Frauen ein sanft kümmerndes Gen in sich, aber eben zahlreiche auch nicht - beides hat seine Daseinsberechtigung. Definitiv wird von uns Frauen diese Eigenschaft eher erwartet als von Männern, aber ich kenne zahlreiche Männer, die ein kümmerndes Gen in sich tragen - mein Mann z.B. - sowie zahlreiche, die nicht. Täglich erlebe ich viele Väter, die sich mit ihrem ganzen Wesen in die Familie schmeißen, und sich ein System wünschen, das ihnen ermöglicht, diesen Wunsch umfangreich umsetzen zu können. Dieses System ändern geht nur gemeinsam - dahin treibt auch der Roman nach Wellen des Ausspielens der Geschlechter -, denn

"Es ist doch schön, wenn sich einer kümmert." 245

Wer auch immer sich kümmert, bitte nur mit gefühlter Überzeugung - nicht alle müssen alles machen!