Plattes feministisches Manifest

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aischa Avatar

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Fallwickls neuester Roman liest sich zunächst ganz gut, vor allem als Milieustudie: Da ist die erfolgreiche junge Influencerin, die sich (scheinbar) emanzipiert in anonymen Sexualkontakten schnelle Befriedigung holt. Und auch der ungelernte junge Mann, der sich mit gleich drei prekären Jobs über Wasser halten muss und dabei stets befürchtet, dass seine gleichaltrigen Freunde davon erfahren und auf ihn heransehen könnten, ist als Figur gelungen. Die dritte Protagonistin schließlich arbeitet als Krankenschwester in einer Klinik und ist ebenfalls körperlich wie seelisch ausgebrannt. Die Gesellschaftskritik kommt bei mir als Leserin an, so weit, so gut.

Allerdings gerät die Geschichte bald zum feministischen Manifest, das vor stereotypen Geschlechterzuschreibungen nur so strotzt: Care-Arbeit wird fast ausschließlich von Frauen geleistet, Männer machen Karriere auf dem Rücken ihrer Frauen. Bis die Frauen es einfach nicht mehr ertragen und sie in eine Art Generalstreik treten. Allerdings ohne Forderungen zu äußern, sie finden sich einfach in Gruppen zusammen und legen sich stillschweigend auf den Boden. Frauen rebellieren also gewaltfrei, und klar, die Männer reagieren mit Gewalt darauf. Egal, die Frauen solidarisieren sich auf geradezu märchenhafte Weise, es gibt keine Spannungen unter ihnen, sie sind friedvoll und fürsorglich, böse sind einzig die Männer. Frauen opfern sich auf, Männer sind profitgierig und aggressiv.

Das wäre alles schon schlimm genug, aber die Autorin packt noch Dialoge oben drauf, die vor platten feministischen Parolen nur so strotzen. Das alles hat für mich nur in Teilen funktioniert, leider.