Schockierend still

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lesemanege Avatar

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Es war wirklich kein Spaß Marieke Fallwickls neuen Roman zu lesen. Wem nicht allerspätestens auf Seite 278 schlecht wird, hat das Buch nicht verstanden.

Auf den ersten Blick könnten Elin, Ruth und Nuri unterschiedlicher kaum sein. Wird ein zweites Mal hingeschaut – und grade Menschen wie Ruth und Nuri passiert es nicht oft, dass jemand zweimal hinschaut – werden die Gemeinsamkeiten doch deutlich. Jeder und jede versucht auf ihre oder seine Art das Leben zu meistern. Immer gehetzt, immer am Funktionieren. Bis zu dem Tag, an dem Frauen beschließen, es reicht. Doch beschließen sie es überhaupt? Gab es überhaupt eine Wahl?

„Und alle so still“ ist die thematische Fortsetzung von „Die Wut die bleibt“ und greift den zentralen Gedanken auf, was passieren würde, würden sich alle Frauen verweigern. Doch es geht nicht „nur“ um Frauen, sondern auch andere marginalisierte Gruppen, wodurch der neue Roman sozusagen weiterdenkt. War der Vorgänger ein sehr lautes Buch, haben wir jetzt das Gegenteil und ich kann mich nicht entscheiden, was mich mehr mitnimmt.

Die Autorin erzählt die Geschichte dreier Hauptprotagonist:innen und jede einzelne Geschichte ist bedrückend. Die kurzen Zwischenkapitel sind schockierend, passen aber sehr gut in den Aufbau.

In welcher Stadt sich die gesamte Szenerie abspielt wird nicht gesagt und das muss sie auch nicht, denn das, was sich abspielt, könnte in jeder x beliebigen Stadt passieren. Weil es so universell ist, das Problem.

Noch lange wird dieser Roman bei mir nachhallen, ich werde noch viel darüber nachdenken und hoffe, dass viele viele Menschen dieses Buch lesen werden.