Was kommt nach der Wut?

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emily1997 Avatar

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Diese Frage kann man gleich doppelt verstehen: als berechtigte Frage einer Figur im neuen Roman von Mareike Fallwickl und gleichzeitig als Frage zu diesem neuen Buch ebendieser Autorin, die mit dem Bestseller "Die Wut die bleibt" einen mitreißenden und aufwühlenden Roamn vorgelegt hat. Die Antwort im Buch lautet "Asche" und die Antwort darauf, was wohl nach "Die Wut die bleibt" kommt, muss heißen: eine Fortsetzung der Ideen, die in "Die Wut" bereits anklingen und irgendwo auch ein bisschen Asche.
Der Roman wird aus der Sicht drei vollkommen unterschiedlicher Protagonist:innen erzählt: Elin, Ruth und Nuri, die alle auf ihre Art unter der Last des Patriarchats zu leiden haben. Wird oft und immer wieder gelobt, wie toll irgendein männlicher Autor weibliche Figuren gezeichnet hat, muss hier die Darstellung von Nuri hervorgehoben werden. Die Autorin versteht es wunderbar, die männliche Sichtweise einfließen zu lassen, ohne das dies so wirkt, als würde sie allen Stimmen, die sagen "Not all men" gerecht werden zu wollen. Zu viel zur Geschichte soll nicht verraten werden, die großen Themen wie unbezahlte Care-Arbeit, prekäre Pflegezustände, Selbstoptimierungszwang durch Social Media fehlende Schutzräume und Gewalt gegen Frauen* finden ganz leise und ohne zu offensichtliche Erwähnung Einzug in die dystopische Geschichte. Der Schreibstil ist mitfühlend und gleichzeitig mitreißend und kommt ganz ohne platte Forderungen aus. Es gibt gleich zwei Wiedersehen: Figuren aus "Die Wut" haben einen Gastauftritt und der Satz "Das Grundgefühl zwischen Frauen ist Liebe" taucht in diesem hochemotionalen Roman wieder auf. Als Leser:in bleibt man tränenüberströmt zurück und fragt sich: Und was soll jetzt nach der Asche kommen?