Heiamt und Fremde

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hoelzchen Avatar

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Die 11jährige Beatrix wird 1940 von ihren Eltern von London in die USA geschickt. Das Leben in England ist nicht mehr sicher und so soll sie einige Monate bei der völlig fremden Familie Gregory verbringen. Diese haben zwei Söhne, die neun und dreizehn Jahre als sind. Der Beginn ist für Beatrix nicht einfach, das Leben in den USA ist anders als in England, die Gregorys sind wohlhabender im Vergleich zu Beatrix Eltern, doch die Gregorys sind herzlich und schon bald ist sie für die Gastfamilie wie eine Tochter bzw. Schwester. Am Ende bleibt sie bis zum Kriegsende in den USA und auch danach bleibt man in Kontakt.
„Und dahinter das Meer“ ist ein bewegender und gefühlvoller Roman von Laura Spencer-Ash. Es dauerte einige Kapitel, bis ich mich auf ihren Schreibstil und den Aufbau des Romans einlassen konnte. Die Kapitel sind kurz und die jeweils im Mittelpunkt stehende Person trägt die Überschrift. Am Anfang sind es einige Namen, die zuzuordnen sind und mir fehlte die Tiefe und der Schreibstil erschien mir distanziert. So als ob es nur eine Aneinanderreihung von Menschen und Ereignissen sei. Aber dann kippte es irgendwann und mich hatte der Sog dieses wundervollen Romans erfasst. Laura Spencer-Ash schafft es hervorragend die Stimmungen zu vermitteln und die Protagonistinnen und Protagonisten zu zeichnen. Auf eindrucksvolle Weise erfährt die Leserschaft, was der Krieg außer Zerstörung und Leid noch mit sich bringt. Die menschlichen Zwischentöne werden sehr harmonisch abgebildet. Letztlich umfasst der Roman eine Zeitspanne von mehr als zwei Jahrzehnten und wir begleiten Beatrix beim Erwachsenwerden. Viel passiert in dem nur 368 Seiten umfassenden Roman und die Autorin behält das Wesentliche im Auge und verliert sich nicht in Belanglosigkeiten. Nicht wird beschönigt, auch Verluste, die das Leben mit sich bringt, werden nicht verschwiegen. Das Buchcover hätte nicht passender gewählt werden können, denn das Meer spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle. Das Ende erscheint mir stimmig und nach anfänglichen Schwierigkeiten hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich kann es auch voller Überzeugung weiterempfehlen.