Autobiografische Schilderung eines großen Verlustes

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lesemöwe Avatar

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"Und du bist nicht zurückgekommen" - schon der Titel deutet an, dass es sich bei der Geschichte, die in diesem Buch geschildert wird, um eine handelt, die von Verlust erzählt. Das wird schon beim Lesen des Klappentextes sofort bestätigt. Die autobiografische Geschichte handelt von der Ich-Erzählerin Marceline, die im Alter von 15 Jahren zusammen mit ihrem Vater nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort von ihm getrennt wird. Sie schildert den Verlust ihres Vaters, den Verlust ihrer Unbeschwertheit, ihrer Sicherheit, das Erleben des Verlustes der Menschlichkeit, den Verlust ihrer Gefühle in einer Art Zwiegespräch, das sie mit ihrem Vater führt. Diese Erzählweise ist unglaublich berührend, denn die Ich-Erzählerin stellt ihrem Vater immer wieder Fragen, wohlwissend, dass sie unbeantwortet bleiben werden: "Hast du es (das Goldstück) erhalten? Ich werde es nie erfahren" (Seite 11).
Schon innerhalb der ersten Seiten des Romans erfährt man die Bedeutung des Titels:"Ich sagte dir, 'Wir werden dort arbeiten und uns sonntags sehen'. Du hattest mir geantwortet:
'Du wirst vielleicht zurückkommen, weil du jung bist, aber ich werde nicht zurückkommen.'" (Seite 13). In dieser kleinen Konjunktion "und" steckt alles: ihre große Hoffnung, ihn wiederzusehen, ihre Liebe zu ihrem Vater, ihre Gewissheit (irgendwann), dass er Recht hatte und wirklich nicht zurückgekommen ist. Bezeichnend daher auch die Tatsache, dass der Originaltitel im Französischen "Et tu n'es pas revenu" wortwörtlich übersetzt wurde.
"'Und du bist nicht zurückgekommen' ist eine herzzerreißende Liebeserklärung, ein »literarisches Meisterwerk, das man mit angehaltenem Atem liest« (L’Express) " - so steht im Vorwort des Romans. Das stimmt ohne Einschränkung. Gleichzeitig ist die Geschichte aber auch eine Erinnerung daran, dafür Sorge zu tragen, dass ein solcher Verlust der Menschlichkeit sich nicht wieder ereignen darf.