Es ist, als wäre ich schon nicht mehr da.

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sabatayn76 Avatar

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Inhalt:
Im März 1944 wird die 15-jährige Marceline zusammen mit ihrem Vater deportiert. Sie kommt nach Birkenau, er nach Auschwitz. Sie sind nur drei Kilometer voneinander getrennt und wissen dennoch nichts vom Schicksal des anderen. Einmal gelingt es dem Vater, Marceline eine Nachricht zukommen zu lassen, doch sie vergisst die Worte sofort, die ihr später so wichtig werden und an die sie sich verzweifelt zu erinnern versucht.

Mein Eindruck:
Ich habe mich schon sehr intensiv mit dem Dritten Reich und der Shoa beschäftigt und zähle unter anderem Imre Kertesz' 'Roman eines Schicksallosen' zu meinen Lieblingsbüchern. Auch Marceline Loridan-Ivens' Buch empfinde ich als beeindruckendes und wichtiges Zeitdokument, dem ich viele Leser wünsche.

Auf nur 110 Seiten gelingt es der Autorin, eine bewegende und komplexe Geschichte zu erzählen, die dem Leser nicht nur einen realistischen Eindruck vom Lagerleben, sondern auch von den Gedanken und Gefühlen einer Überlebenden der Shoa vermittelt. Loridan-Ivens erzählt von Tod und Überleben, von Schuld und Versagen, von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, von Antisemitismus und Zionismus, vom Wunsch zu vergessen und dem Unvermögen, wieder in ihr altes Leben zurückzukehren.

Nicht nur inhaltlich, auch sprachlich hat mich das Buch beeindruckt. Egal, ob die Autorin lange, verschachtelte Sätze aneinanderreiht, oder ob sie ihre Gedanken und Gefühle in kurzen, stakkatoartigen Sätzen wiedergibt, stets möchte man sich Sätze markieren, weil die Autorin so pointiert wiedergibt, was ihr widerfahren ist, wie dies ihr Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst hat, wie sich ihr Leben nachhaltig verändert hat.

Mein Resümee:
Ein beeindruckendes und bedrückendes Buch. Sehr empfehlenswert!