Gefangen in der Vergangenheit

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feeona Avatar

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In dem Buch "Und du bist nicht zurückgekommen" erzählt die politische Filmemacherin Marceline Loridan-Ivens ganz offen von ihrem Verhältnis zu ihrem Vater. Das besondere dabei ist, ihr Vater ist seit langem tot, gestorben im Konzentrationslager, vermutlich kurz vor der Befreiung. Genau weiß Marceline das nicht, niemand weiß es, er kam einfach nicht zurück. Und das macht es noch schwieriger.
Gemeinsam deportiert werden die beiden in verschiedene Lager gesteckt und getrennt. Doch Marceline hört nie auf an ihren Vater zu denken und dieses Buch ist an ihn gerichtet. Sie erzählt ihm, wie es ihr ohne ihn erging, immer noch ergeht und wie sehr sie ihn vermisst. Wir Leser werden nicht adressiert, unsere Geschichte ist es nicht, wir dürfen nur stumm an ihr teilhaben. Marceline spricht allein zu ihrem Vater und das macht das Buch aus.
"Und du bist nicht zurückgekommen" hat mich sehr bewegt und sogar zu Tränen gerührt. Ich habe bereits mehrere Erzählungen und Bücher von Kriegsheimkehrern und Gefangenen gelesen, auch von Deportierten, doch keine hat mich bisher so bewegt. Vielleicht weil es nicht nur um das geht, was passiert ist, sondern vor allem um das, was seitdem fehlt.
Zudem ist es sehr traurig zu lesen, dass ein Mensch der so etwas durchstehen musste am Ende seines Lebens erneut dem Fremden- und Judenhass in die Augen blicken und Angst haben muss, um sich und um unsere Welt. Für mich ist das unvorstellbar und es tut mir in der Seele weh, dass Menschen wie Marceline es nicht nur mit ansehen sondern erleben müssen.
Das Buch kommt in diesem Jahr, wo Fremdenhass, Religionsverfeindungen und Terrorismus immer mehr Anhänger und Zuspruch finden, genau richtig. Ich hoffe viele Menschen lesen es und besinnen sich, dass das was sie tun, nicht besser ist, als das was im Nationalsozialismus geschah und dass es nicht Religionen oder Staaten sind, die sterben und leiden, sondern immer Menschen. Menschen wie Marcelines Vater. Menschen wie du und ich.