Ergreifender und emotionaler Roman

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charleen Avatar

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Die 39 jährige Meredith hat ihr Haus seit mehr als drei Jahren nicht verlassen. Wie es ihr damit geht und welche Hintergründe diese selbst gewählte Abschottung hat erfährt man in Claire Alexanders Roman "Und morgen ein neuer Tag".

In einzelnen Kapiteln wechselt die Erzählzeit zwischen der Gegenwart und Meredith Vergangenheit, welche nach und nach Aufschluss über die Hintergründe ihrer Isolation geben. Man erhält einen Einblick in ihre von psychischer Gewalt geprägte Kindheit und Schicksalsschläge, welche sie darüber hinaus erfahren musste.

Claire Alexander hat wirklich eine Gabe dafür starke Charaktere erschaffen. Es fiel mir unglaublich leicht Meredith, Celeste und Sadie ins Herz zu schließen, bei welchen es sich um absolut liebenswürdige, starke und sympatische Frauen handelt. Genauso gut schafft sie es aber auch unsympathische Personen zu kreieren und so habe ich beispielsweise tiefe Abneigung gegen ihre Mutter sowie Lucas entwickelt. In mir konnte sie allein durch die Charaktere eine große Bandbreite an Gefühlen und Emotionen hervorbringen. Von Verbundenheit über Mitleid bis hin zu unsagbarer Wut. Besonders die Verbundenheit und Freundschaft, die ein Leitmotiv in Meredith Kampf aus der Isolation sind haben mich emotional gepackt.

Die Autorin vereint in der Geschichte ein großes Spektrum harter Themen wie Depressionen, Panikattacken, Angststörungen, sexuelle Übergriffe und psychische und physische Gewalt an Kindern und Erwachsenen. Dadurch, dass die Geschichte durchzogen von traurigen Themen ist, handelt es sich zu großen Teilen um härtere Kost und keine seichte Sommerlekrüte. Trotzdem gibt es in dem Buch auch immer wieder Höhen durch den Mut zur Veränderung und bedingungslose Freundschaft.

Insgesamt ist "Und morgen ein neuer Tag" ein sehr bewegendes Buch, das auf eine einfühlsame Art und Weise das Leben mit einer psychischen Erkrankung beschreibt. Das Buch ist eine eindringliche und erschütternde Lektüre über eine schwere Kindheit und Schicksalsschläge aber auch darüber, wie man trotz aller Widrigkeiten neue Wege finden kann, um glücklich zu sein. Es regt zum Nachdenken an und zeigt, wie wichtig es ist, in schweren Zeiten füreinander da zu sein.

Obwohl die Geschichte mich tief berührt und der Erzählstil der Autorin absolut meinen Geschmack getroffen hat, gibt es für mich einen kleinen Abzug, da ich das Maß an negativen Themen zum Teil als überladen empfunden habe. Manchmal entstand bei mir der Eindruck, als müsse um jeden Preis nahezu jedes schwierige Thema untergebracht werden. Psychische Erkrankungen von Depression über Angststörungen bis hin zu Panikattacken. Psychische und physische Gewalt bis zu tiefen Traumata. An der ein oder anderen Stelle fühlte es sich für mich nicht passend und nach zu viel an.

Ich kann dieses Buch allen Leserinnen und Lesern empfehlen, die gerne emotional berührende Geschichten lesen, welche sich mit den Herausforderungen des Lebens auseinandersetzen.