Witzig, flott, emotional grundiert – aber nicht ganz meins

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wortteufel Avatar

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Die Leseprobe beginnt charmant, mit einem Mix aus Dialogwitz, leichter Ironie und emotionalem Unterstrom. McFarlane versteht es, Alltagssituationen pointiert und unterhaltsam zu erzählen – das merkt man sofort. Die Protagonistin ist schnell eingeführt, mit Ecken und Kanten, aber auch einem gewissen typischen McFarlane-Habitus: schlagfertig, ein bisschen verletzlich, irgendwie immer mit einem scharfen Spruch auf den Lippen.

Das liest sich gut weg, keine Frage. Aber: Ich merke auch, dass mich der Ton nicht ganz kriegt. Es ist alles sehr durchgetaktet – die Pointen sitzen, die Szenen funktionieren, die Figuren sind wie gemacht für eine britische Romantic Comedy. Und genau das ist wahrscheinlich das Problem: Ich habe das Gefühl, das Buch weiß zu genau, was es tut. Es will gefallen, unterhalten, charmant sein – aber ich suche eher nach Zwischentönen, nach sprachlicher Eigenwilligkeit, nach Figuren, die mich überraschen.

Die emotionale Tiefe ist angedeutet – es geht um Verlust, Familie, neue Anfänge. Aber in der Leseprobe bleibt vieles noch an der Oberfläche, eingewickelt in Dialogwitz und Situationskomik. Ob sich das später noch öffnet, kann ich nicht beurteilen – aber mir fehlt hier der Sog, den ich brauche, um wirklich dranbleiben zu wollen.

Fazit: Wer McFarlane mag, wird dieses Buch sicher schätzen – es ist gekonnt geschrieben, unterhaltsam und emotional nicht leer. Aber für mich ist es zu sehr auf Wirkung gebaut, zu vorhersehbar im Ton, zu glatt in der Dramaturgie. Kein schlechtes Buch – aber wohl keines, das mich länger begleitet.