Die merkwürdige Geschichte über Verlust, Trauer und erste Lieben

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justm. Avatar

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Zwei Schwestern. Eine erste große Liebe. Ein Unfall. Nur eine Schwester überlebt. Und doch muß das Leben aller irgendwie weitergehen.
Das ist im Grunde der Inhalt von „Und plötzlich warst du fort“.
Die Tatsache, daß das Buch den Umgang der ganzen Familie mit Kathys Tod beleuchtet, könnte grundsätzlich für die Geschichte sprechen, aber Autorin Alison Espach entschied sich dazu ihre Schilderungen über Verlust, Trauer und den Versuch der Bewältigung selbiger „aufzuhübschen“, indem sie die überlebende Schwester, Sally, eine merkwürdige Verbindung zum Freund ihrer toten Schwester, mit Billy, eingehen läßt.

Vielleicht bin ich altmodisch oder in der Hinsicht einfach eigen, aber sollte der Freund, Ex oder eine in irgendeiner anderen Art und Weise geartete Liebe von Geschwistern und Freund*innen nicht ein absolutes Tabu sein?
Das ist hier nicht der Fall und so entwickelt sich eine seltsame Dynamik zwischen Sally und Billy, die über Jahre – selbst ohne Kontakt – hinweg anhält, und damit einen Bogen in der Erzählung spannt, der mehr als eine Dekade abdeckt.

Grundsätzlich könnte ich irgendwie darüber hinwegsehen (da hab ich schon ganz andere Dinge gelesen), aber mich konnte leider weder die Geschichte der Trauer, noch die (eigenwillige) Liebesgeschichte von sich überzeugen.

Dabei spreche ich der Autorin ihr Gefühl für Sprache, (teilweise sehr subtilen) Humor und auch das Absurde gar nicht ab – mich konnte nur leider wenig davon wirklich erreichen.
Auch wenn es ein paar wirklich gute Beobachtungen, in Bezug auf das Verständnis von Trauer und wie sie sich entwickelt gab, so zog sich der Großteil des Buches für mich einfach zu sehr.
Dazu kommt ein – für mich – absolut unbefriedigendes Ende, so daß ich „Und plötzlich warst du fort“ zwar als Geschichte über Trauer wertschätzen kann, die mich aber leider nicht so gepackt hat, wie ich es mir vielleicht erhofft hatte.