Behäbige Geschichte um einen Deserteur im Zweiten Weltkrieg – einer wahren Geschichte entlehnt.

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Buchinhalt:

In den letzten Kriegstagen beschließen der Fliegeroffizier Johann Meinert und drei Kameraden, die Truppe unerlaubt zu verlassen und sich nach Hause durchzuschlagen. Der Krieg scheint inzwischen verloren und für Johann zählt nur noch eines: zurück zu seiner jungen Frau Emmy und dem noch ungeborenen Kind. Auf dem Heuboden bei Onkel und Tante versteckt er sich, ständig in Gefahr, von den Feldjägern entdeckt und erschossen zu werden. Als ihn eines Tages die sechzehnjährige Frieda, Tochter des Nachbarhofs, entdeckt, scheint alles vorbei. Doch Frieda hält dicht – und Johann lässt das letzte Kriegsjahr anhand seines Tagebuchs noch einmal revue passieren....


Persönlicher Eindruck:

Angelehnt an die Tagebuchaufzeichnungen seines eigenen Großvaters erzählt Autor Jarck die Geschichte vom desertierten Feldwebel Johann Meinert und rekapituliert durch dessen Erinnerungen in Rückblenden die letzten Kriegstage vor dem Auge des Lesers. Er lässt die Schrecken des Luftkrieges und die Zerstörung genauso wenig außen vor wie das tägliche Leben der Männer des Stader Luftgeschwaders, lässt den Leser teilhaben an deren Alltag als Soldaten, an ihren Ängsten und wachsenden Zweifeln, die schließlich für vier Männer in der Desertation gipfeln.

Der Roman an sich ist recht beschaulich und tröpfelt mehr oder minder vor sich hin, wenn man das bei einem so brisanten Stoff überhaupt sagen mag. Dennoch erreicht er den Leser tief drinnen und gibt Einblick in das, was die 25jährige Hauptfigur belastet und bewegt. Meinert ist frisch verheiratet und die zurückgelassene Frau ist mit seinem Kind schwanger. Zu ihr will Meinert zurück, kostete es, was es wolle.

Mit Nachbarstochter Frieda kommt ein Gefahrenelement in Meinerts Leben, denn dieses hängt sowieso schon an seidenen Faden und wenn das Mädchen redet, ist Meinert tot, und das nur 50 Kilometer von zuhause entfernt. Die ganze Geschichte spielt sich ab in acht Wochen des Versteckens auf dem Bauernhof der Verwandten.

Wer hier einen packenden Soldatenroman mit viel Action erwartet, spannungsgeladen und mit interessanten Wendungen, wird sicher enttäuscht sein. Das Augenmerk dieser Geschichte liegt vielmehr darauf zu zeigen, was einen jungen Mann anno 1945 dazu bringt, von der deutschen Luftwaffe zu desertieren und darauf, was kurz davor geschah. Sie gibt Einblick in das, was die Menschen in den letzten Kriegstagen alle mehr oder minder wissen, sich aber nicht zu sagen trauen: der Krieg und die Mär vom Endsieg sind verloren, die letzten Männer im Volkssturm aufgerieben. Dazwischen stehen die privaten Leben der Soldaten an der Front: wieder zurück zu ihren Liebsten zu kommen, neu anzufangen. Und das bringt Jarck gekonnt rüber.

Insgesamt ist es eine leise, gemächliche Geschichte aus der dunklen Zeit deutscher Geschichte, die ohne besonderen Tiefgang alles auszudrücken vermag. Eine bewegende Reise in die letzten Kriegstage, überschatten von drohender Vernichtung aber auch an der Schwelle zu einem Neuanfang und zur Liebe.