Und weg bist du

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Der Thriller „Und weg bist du“ von der Autorin Kate Kae Myers erschien unter dem Originaltitel „The Vanishing Game“. Nach der Übersetzung aus dem Englischen von Anja Malich erscheint das Buch als deutsche Erstausgabe im Jahr 2013 im Carlsen Verlag.
Die Protagonisten des Buches sind die 17-jährige Jocey und ihr Zwillingsbruder Jack. Außerdem Noah, den die beiden aus einer Pflegefamilie kennen. Neben diesen Hauptfiguren spielen auch die Mutter der Zwillinge Melody, die Pflegemutter Hazel, Kommissar Iverson, der Gangster Paul Gerard und der Chef der Computerfirma ISI Sam Lessing, sowie sein Angestellter Zachary Saulto, sowie einige ehemalige Kinder aus dem Seale House eine Rolle.
Jocey ist in tiefer Trauer. Vor wenigen Wochen ist ihr Bruder Jack gestorben und nun geschehen zunehmend verwirrende Dinge. Ihr Auto verschwindet und sie erreicht ein Brief, geschrieben von Jason Dezember, dem Pseudonym ihres Bruders. Jocey beginnt zu glauben, dass Jack noch am Leben ist und beschließt sich auf die Suche zu begeben. Helfen soll ihr dabei Noah, der sie und Jack bereits damals bei ihrer gemeinsamen fiesen Pflegemutter immer unterstützt hat und ihnen ein guter Freund war. Jack und Noah arbeiteten zusammen bei ISI, einem großen Computerunternehmen, für das die beiden programmiert haben. In seinem Brief hatte Jason Dezember erwähnt, dass ISI in dubiose Machenschaften verstrickt ist und Jack den Menschen im Unternehmen nicht mehr vertraut. Nachdem Jocey einige Überzeugungsarbeit geleistet hat begibt sie sich mit Noah auf die Suche. Jack hat sie auf eine Rätsel-Reise durch ihre Vergangenheit geschickt, die die beiden bis nach Kanada führt. Doch stets einen Schritt hinter ihnen lauert Paul Gerard, der früher ebenfalls für ISI gearbeitet hat. Er ist ihnen auf der Spur und bringt sie mehrfach fast um. Er will eine Datei von den beiden, die Jack der Firma gestohlen haben soll. Jocey und Noah begegnen einigen ihrer ehemaligen Leidensgenossen aus dem Seale House, die dort mit ihnen in Pflege waren. Einer von ihnen muss sterben und auch die anderen haben sich in Richtungen entwickelt, die Jocey nicht vermutet hätte. In einem großen Showdown stellt sich heraus, dass Jack bereits vor einigen Jahren gestorben ist. Jocey konnte seinen Tod, der durch die Fahrlässigkeit ihrer Mutter geschah, nie verarbeiten und hat seine Persönlichkeit in sich aufgenommen. Sie hat quasi eine doppelte Identität gelebt und dies nicht selbst wahrgenommen. Schlussendlich kommt Sam Lessing, der Chef von ISI an die Dateien, die aber sogleich in Rauch aufgeht. Nachdem Jocey im Anschluss für eine Weile untergetaucht ist, trifft sie Noah wieder und die beiden nehmen sich endlich die Zeit, ihre Liebe zu leben.

Kate Kae Myers hat mit der von ihr entwickelten Handlung definitiv Einfallsreichtum bewiesen. Sie hat sich eine Geschichte ausgedacht, die von unserer modernen Zeit inspiriert ist und deren Verlauf unvorhersehbar ist. Sprachlich setzt sie das angemessen um. Episoden aus der Kindheit der Zwillinge werden stets kursiv gedruckt dargestellt, was das Leseverstehen erleichtert. Die Sprache ist verständlich und dem Naturell der Figuren angepasst. Die Handlung ist zunächst in sich schlüssig. Zum Ende des Buches, als die Wahrheit über den Verbleib von Jack ans Licht kommt, wird von dem Leser viel Vorstellungs- und Abstraktionsvermögen verlangt. Das Tempo der Handlung kann als zügig beschrieben werden. Dabei lässt die Autorin keine Flaute der Spannung zu. Im Gegenteil: die Handlung wird zunehmend dramatischer. Nur das Ende kam, für meinen Geschmack, etwas plump daher. Insgesamt hat das Buch aber aufgrund der Grundgeschichte und der sprachlichen und bildlichen Umsetzung, einen guten Eindruck bei mir hinterlassen. Ich würde „Und weg bist du“ weiterempfehlen. Es ist besonders geeignet für Leser, die den Nervenkitzel suchen und es mit psychologischen Hintergründen nicht allzu genau nehmen.