Ash's chaotisches Leben und die Liebe zu ihrer besten Freundin

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jackiistz Avatar

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Was möchte Catherine Newman mit dem Titel "Und wir tanzen, und wir fallen" ausdrücken? Diese Frage stellte auch ich mir, als ich das Buch das erste Mal in Händen hielt. Das Cover hat auch nicht besonders viel Aufschluss gebracht und so konnte ich mich lediglich an den Klappentext halten, der in mir doch schon einige Emotionen hervorgerufen hat.

Ash's beste Freundin Edi liegt im Sterben. Viel zu früh ist sie viel zu schlimm erkrankt. Der Krebst hat Edi's Körper befallen und sie musste den Kampf dagegen aufgeben. Der letzte Weg führt sie in ein Hospiz, in welchem Ash sie täglich mehrere Stunden unterstützt, an ihrer Seite ist und ihr noch ein paar letzte, schöne Momente schenken will. Dabei katapultiert sie sich selbst oft in die gemeinsame Vergangenheit der Freundinnen und verliert sich in einschneidenden Momenten. Oft stellt sie sich auch die Frage, was passiert wäre, wenn sie anders gehandelt hätte, als sie es letztendlich getan hat. Generell durchlebt Ash in dieser Zeit eine Achterbahn der Gefühle und kommt mit sich selbst ständig in einen Konflikt. Die einzige Konstante in ihrem Leben war und ist für einen kurzen Moment nur Edi. Ihre beste Freundin, die sterben wird. Vielleicht heute, vielleicht morgen oder auch vielleicht erst in einem Monat. Aber es ist unausweichlich. Edi wird sterben und Ash somit in einer Welt zurücklassen, die für diese alles andere als einfach ist. Ash hat in ihrem Leben nämlich viele Entscheidungen getroffen, die manchmal einfach nicht gut durchdacht waren. Sie handelt auch jetzt noch oft aus einer Laune heraus und impulsiv. Auch ihre Familie, die sich in langsam aber sicher auflöst, ist nicht so ein großer Halt, wie Edi es für sie in der Vergangenheit war. Wird sie mit dem Tod der Freundin in ein noch tieferes Loch fallen oder wächst sie an dieser Geschichte und geht darauf stärker hervor?

Zu Beginn fand ich das Buch echt etwas schräg und es war nicht so, wie ich es erwartet hatte. Geschrieben ist es aus der Sicht von Ash, die uns ihre Gedanken völlig ungefiltert mitteilt. Man steigt direkt in Ash's Gedankenchaos ein und droht sogar sich ein bisschen darin zu verlieren. Ash ist ein unfassbar komplizierter Mensch und sie weiß nicht, was sie eigentlich selbst möchte. Sie handelt, bereut ihr Tun aber oftmals direkt wieder. Trotzdem kann sie nicht aus ihrer Haut und macht mit ihrem Verhalten weiter. Mit ihrer besten Freundin Edi fühlte sie sich immer verbunden. Sie ist/war ihr Anker. Man merkt auch diese Gefühle mehr als deutlich. Sie sind regelrecht greifbar und machen die Geschichte für mich so viel nahbarer. Die Freundschaft zwischen Ash und Edi ist auf jeden Fall echt und das merkt man hier sehr gut. Wie gesagt, geschrieben ist die Story etwas seltsam, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, kommt man auch gut durch das Buch. Mir fiel es von Kapitel zu Kapitel einfacherer. Und von Kapitel zu Kapitel wurde es auch immer emotionaler. Ich denke, dass alle Menschen, die schon einmal so einen Verlust mitgemacht haben, sich mit diesem Buch und der Geschichte wieder zurückversetzt fühlen. Es gibt die Trauer um die geliebte Freundin und auch die Verzweiflung, die doch mal von einem Menschen Besitz ergreifen kann, wenn man einfach nicht weiterweiß. All diese Emotionen machen das Buch für mich zu einem 5/5 Sterne-Buch. Es ist so realitätsnah, dass die Geschichte jedem von uns passieren könnte. Sicher gibt es auch Menschen, die so chaotisch wie Ash sind und mit solch einer Situation weiter überfordert werden. Ich habe schon gemerkt, dass bei diesem Buch die Meinungen auch total auseinander gehen. Dass die Geschichte sich ja nur um Ash zu drehen scheint und man von Edi's Gefühlen gar nichts oder nur kaum etwas mitbekommt. Das mag wohl stimmen. Aber ich persönlich finde es nicht verwerflich sich auch mal den Angehörigen zu widmen. Wie sie das alles miterleben. Wie sie durch Trauer und Schmerz gehen. Und vor allem, was danach passiert. Nach dem Tod eines geliebten Menschen und wie man mit all dem umgeht. Das wird in "Und wir tanzen, und wir fallen" wirklich gut beschrieben, wie ich finde. Mir hat das Buch sehr gefallen und ich kann es guten Gewissens weiterempfehlen. Es ist natürlich keine leichte Kost. Aber wenn man sich bereit dazu fühlt, überrascht das Buch auf jeden Fall.