Das Leben im Sterben

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ellus Avatar

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Eine Geschichte über die beste, engste, älteste Freundin im Hospiz klingt nach einer unglaublich schweren, traurigen Lektüre. Und das ist sie stellenweise auch, denn natürlich ist Im-Sterben-Liegen eine furchtbare Situation, und Krebs ist sowieso ein Arschloch. Aber es ist auch eine Geschichte die so schön ist, dass man sich, wie die Protagonistin Ash selbst sagt, wünscht, dass sie einfach immer weitergehen könnte, um das unvermeidliche Ende nicht erreichen zu müssen, auch wenn man weiß, dass der Teil der Geschichte mit dem Hospiz genau das unausweichlich macht.

Die Situation des nicht immer dramatischen Wartens auf den Tod, des Alltäglichen, während gleichzeitig ein Teil des Lebens zusammenbricht, dieses merkwürdigen Zwischenzustands von Nochdasein und Abschied, zwischen Erinnerungen und Verlust, die ganz eigene Parallelwelt des Hospizes und all der Menschen, die sich dort zur gleichen Zeit verbunden finden, ist sehr einfühlsam beschrieben. Aber nicht nur der Tod ist das Thema, sondern vor allem das Leben, nicht nur das, was man verlieren wird, sondern vor allem das, das noch da ist, in all den Beziehungen und Erinnerungen.

Eine lebensbejahende Geschichte über das Sterben klingt kitschig und rührselig, genauso wie die Aussage, dass man beim Lesen lachen und weinen musste, aber hier stimmen diese Klischees, die mich selbst sonst abschrecken würden, tatsächlich.
Das Buch enthält so viel Liebe und Freundschaft, keine kitschige Liebe, sondern echte, unperfekte, alltägliche Liebe, zwischen Partnern, Eltern und Kindern, Geschwistern und Freunden, nicht zuckrig, sondern wiedererkennbar. Und die Charaktere (allen voran Belle!), bis hin zu Nebenfiguren, sind mit ihren Geschichten und Erinnerungen unglaublich sympathisch gezeichnet und gehen so nahe, dass man sie auch schon lange zu kennen glaubt und mit ihnen ebenfalls nicht Loslassen möchte.

Normalerweise graut es mir vor Übersetzungen von zeitgenössischer, umgangsprachlicher amerikanischer Literatur, da sie immer irgendwie gewollt und peinlich wirken, weil sie nicht den richtigen Ton treffen. Daher ein sehr großes Dankeschön an Übersetzerin Alexandra Baisch, die wirklich alle feinen Nuancen und die wunderbaren Dialoge perfekt ins Deutsche gebracht hat!

"Das Schlimmstmögliche, die bestmöglichen Menschen", wie es Autorin Catherine Newman in ihrer Danksagung formuliert, in der sie sich auf ihre eigenen autobiographischen Erfahrungen bezieht, die diesen Roman so bewegend und traurig, aber auch so voller Freude, feinem Humor und Glück machen - eine Feier des Lebens.