Ein sehr trauriges Thema, welches dem Leser mit all seinen Facetten dargeboten wird!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
puschel1304 Avatar

Von

"Und wir tanzen und wir fallen" von Catherine Nemann

Titel und Cover: Der Titel ist meiner Meinung nach sehr passend für dieses Buch gewählt, weil es die Zwiespältigkeit des Trauerns beschreibt. Die Form des Tanzens und zeitgleich des Fallens. Das Auf und das Ab.
Das Cover ist schlicht und einfach gehalten und dennoch genau passend für dieses Buch. Beides lädt zum Lesen ein!

Inhalt und Schreibstil:
Catherine Newmann schreibt ihren Roman auf 312 Seiten in 31 Kapiteln und verwendet hierbei die Ich-Erzählperspektive des Charakters "Ash", der besten Freundin der Palliativ-Patientin. Der Lesefluss ist angenehm leicht, wird allerdings leider an einigen Stellen unterbrochen durch Wörter, Szenen, Momente, die nicht unbedingt für jeden Leser klar in der Ausdrucksweise sind, weil nicht jede Person diese Wörter kennt. Da sie nicht in der Form stören, dass der Leser den Inhalt benötigen würde, zeigen sie, dass sie ebenso weggelassen werden hätten könnten.

Fazit: Das Buch hat viele Emotionen in mir ausgelöst, da es ein Thema anspricht, mit dem viele Menschen sich nicht besonders gerne befassen möchten. Ich auch nicht. Umso mehr bin ich dankbar über die Erfahrungen, die durch das Buch weitergegeben worden sind, sodass der Leser einen Einblick in die Situation erhält, wie es sich anfühlen muss, wenn man einen geliebten Menschen in den Tod begleitet und in den letzten Stunden für ihn da sein darf.
Die Geschichte beinhaltet Themen, mit denen nicht jeder Leser direkt etwas anfangen kann beispielsweise wird von "Magma cum laude" gesprochen und hierbei leider nicht aufgeklärt, dass es sich dabei um die Benotung einer wirtschaftlichen Arbeit handelt. Es unterbricht den Lesefluss zwar nicht massiv, dennoch wäre eine Aufklärung hierbei wünschenswert.
Das Buch hat viele lustige Stellen bei denen dem Leser klar wird, dass Tod nicht immer nur Trauer bedeutet und das durchaus auch gelacht werden darf und in Erinnerung geschwelgt werden darf.
Die Protagonistin Ash wird sehr ausführlich in all ihren Facetten des Trauerns beschrieben, wobei ich teilweise ihre sexuellen Ausbrüche verstehen kann, dennoch die Thematik an sich etwas zu überspitzt dargestellt finde.


Empfehlung:
Dieses Buch ist meiner Meinung nach für Menschen geeignet, die sich zuvor nie Gedanken darüber gemacht haben, wie es ist einen Menschen bis zu seinem Tod zu begleiten. Dieses Buch eröffnet die Möglichkeit zu sehen, dass auch Lachen und witzige Geschichten und Handlungen während des Todes vollkommen in Ordnung sind. Sie zeigt dem Leser auf, dass auch Dinge wie "Zitronenkuchen" dem Sterbenden ein wunderschönes Gefühl geben können und das alles erlaubt ist und alles gemacht werden darf. Jeder Tod ist anders und darf so behandelt werden, wie es sich für alle gut anfühlt.
Dennoch fehlt mir bei diesem Buch die Tiefgründigkeit, dass ich mich mit den anderen Charakteren anfreunden konnte. Teilweise rieselte das Buch an manchen Stellen vor sich hin und ich habe mir hier mehr Inhalt gewünscht. Selbstverständlich kann während eines Sterbeprozesses nicht alles spannend sein, was es zu berichten gibt, dennoch habe ich hier das Gefühl gehabt, dass einige Seiten auch mit Inhalt gefüllt worden sind, der den Leser nicht unbedingt abholen kann.
Von mir kann es leider daher nur drei Sterne geben, denn die Thematik an sich finde ich herausragend, hätte mich dennoch über mehr Tiefe und Ausarbeitung des Themas gefreut. Insbesondere auch über mehr Tiefe der anderen Charaktere, auch wenn Ash als Ich-bezogener-Mensch dargestellt wird, so würden die anderen auch ein wenig mehr Liebe verdienen.
Zusätzlich fehlte mir zeitweise ein Stück Spannungsbogen. Der Tod der Protagonistin kommt auf den letzten Seiten und ist meiner Meinung nach die absolut beste Stelle des Buches, weil sie sehr liebevoll ausgearbeitet worden ist und er Leser das Gefühl bekommt, mit in dem Kreis der Anwesenden zu sitzen. Doch bis dahin geht die Spannung leider immer mal wieder flöten. Schade.

Der absolut schönste Moment dieses Buches ist auf Seite 135 zu finden:
"Ich habe das Gefühl, das man haben würde, hätte man einen Tresor, gefüllt mit allem Schmuck, den man besitzt, doch die Person, die den Code dazu hat, hängt mit den Fingerspitzen am Felsenvorsprung über einen Abgrund"
Ein sehr liebevoller Satz, der die Freundschaft aber auch den Verlust beschreibt. Wunderschön.