Eine Geschichte über den Mut zu leben

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„Ich kann auf niemanden verzichten, das denke ich immer. Aber irgendwann muss man dann auf Menschen verzichten. Das ist die Voraussetzung des Lebens, der Zeit, die wir miteinander haben“ (S. 250)

„Und wir tanzen und wir fallen“ - ein Buch, welches auch beim Zuschlagen noch lange nachhallt. Wer einen geliebten Menschen hat loslassen müssen, der weiß, wie sich Trauer anfühlt und kann bestätigen, dass die Welt danach nicht mehr dieselbe ist. Auch für Ash und ihren Bekanntenkreis wird es das bald nicht mehr sein, denn ihre beste Freundin Edi liegt im Hospiz und hinterlässt nicht nur Familie und Freunde, sondern auch zahlreiche Erinnerungen. Doch bevor Edi stirbt, zehrt sie von den Besuchen ihrer Freunde und Familie, dem Pflegeperson des Hospizes und dem leckeren Kuchen, den sie schon so lange wieder einmal essen wollte.
Dieses Buch ist warm und gefühlvoll wie eine kuschelige Decke und gleichzeitig so humorvoll und leicht geschrieben, dass wir hier zwei wunderbare Parallelen haben, die sich ergänzen und beinahe rhythmisch ablaufen. Catherine Newmann ist es gelungen, einen Roman zu schreiben, der sowohl aus humoristischen Aspekten als auch aus traurigen Momenten immer wieder im positiven Sinne auf die Tränendrüsen drück. Dabei vermittelt sie eine Message, die sie nicht besser hätte ausdrücken können: Das Leben bejahen, es so nehmen und leben wie es ist und die Zeit, die einem bleibt, genießen. Hierbei nimmt sie vor allem Bezug auf die Handlung um Ash und ihren noch Ehemann Honey. Ash findet mit jeder Seite vermehrt zu sich selber und muss dafür Edi etwas weiter loslassen. Daneben findet die Autorin die richtigen Worte und stellt die Ambivalenz zwischen Leben und Tod gefühlvoll dar. Alles wirkt so lebendig in einer Welt, die eigentlich grau und trist sein müsste.
So zart und berührend wie die Handlung sich darstellt, ist auch das Cover. Es spiegelt die Zerbrechlichkeit und Einsamkeit wieder, die mit der Trauer einhergeht. Dies spiegelt auch die Getränkedose wider, die so hart und robust wirkt und in ebenjener befindet sich eine Blume, die Fröhlichkeit, Lebendigkeit und Sanftmut darstellt. Damit steht sie sinnbildlich für die Freundschaft der beiden Frauen, die ihre Freundschaft immer wieder durchleben. Stets mit dem Gedanken daran, dass es das letzte gesprochen Wort gewesen sein könnte, die letzte Berührung, die letzte Erinnerung.

„Ist es wirklich besser, jemanden geliebt und verloren zu haben? Fragt man jemanden, der trauert, wird er es verneinen. Und trotzdem. Da sind wir, stürzen uns Halb über Kopf in die Liebe, wie Lemminge von einer Klippe in ein tosendes Meer der Trauer. Für eine Erweiterung unserer Herzens gehen wir jedes Risiko ein, auch dann, wenn dieses erweiterte Herz droht, uns zu erdrücken und dann zu brechen“ (S. 300).