Lachen, Weinen, Singen, Sterben

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emmmbeee Avatar

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Edi hat Krebs im letzten Stadium und liegt im Hospiz. Sie wird täglich besucht von ihrer Freundin Ash, die in der Nähe wohnt, von deren Töchtern, von ihrem Ehemann, nur nicht von ihrem Sohn Dash. Ein heftiges Nasenbluten seiner Mutter hat das Kind verständlicherweise erschreckt.
Da ist auch ein Klinik-Clown, der die Kranke immer wieder aufmuntert, andere Patienten, zwei Hunde, die Ärzte und Pflegekräfte. Es geht lebhaft zu im Sterbezimmer. Katheter lösen sich, es wird gelacht und geweint, gegessen und getanzt, gelebt und schließlich – gestorben, gerade als die Besucher „Let it be“ singen.
Ash führt als Erzählerin durch den letzten Abschnitt ihrer Freundin, doch selbst befindet sie sich in einem chaotischen Liebesleben. Wir Leser können nur hoffen, dass das Gewirr sich am Ende auflöst. Dazwischen immer wieder, wie ein roter Faden auf dem Nebengleis, das Musical „Fiddler on the Roof“, hierzulande eher als „Anatevka“ bekannt. Auch dort liegen Lachen, Weinen, Lieben, Feiern, Sterben, Verlust nahe beieinander, so wie der Tod zum Leben gehört und die Tränen des Weinens sich oft mit denen des Lachens mischen.
In meinen Augen sind die 31 Kapitel des Romans wie ein Tagebuch, wie das letzte Kalenderblatt der sterbenden Edi. Sie sind erfüllt von Liebe, Empathie, Sorge, Trauer, Fröhlichkeit, wie eine große herzliche Umarmung.
Wegen der vielen Namen wurde mir beim Lesen fast schwindlig, ich hätte mir ein Personenregister gewünscht, um die Übersicht nicht zu verlieren. Der Schreibstil ist keineswegs larmoyant, sondern hält die Tränen beim Lesenden gerade noch zurück. Die Autorin vermittelt viel Trauer, aber keinerlei Schwere.
Das Coverbild lässt sich mehrfach interpretieren, doch damit fange ich gar nicht an. Nur so viel: Es passt hervorragend zur Story.
Ein großartiger Debutroman! Ich habe das Buch an einem einzigen Tag gelesen, und ich werde es jedem empfehlen, der Mitgefühl empfinden kann.