Nicht das, was ich erwartet hatte
Bevor es an die Kritik geht: die letzten 80 Seiten waren grandios und haben bewiesen, dass in Catherine Newman eine ausgezeichnete Autorin steckt, die hervorragend Emotionen beim Leser hervorrufen kann. Man stelle sich vor, was für ein qualitativ hochwertiges Buch sie tatsächlich schreiben könnte, wenn sie denn wollte.
Der in der Leseprobe enthaltene Anfang und die von mir erwähnten letzten 80+ Seiten waren wohl der Grund, warum die meisten von uns sich dieses Buch geholt haben.
Was aber wohl die wenigsten erwartet haben, war der Mittelteil der Geschichte, der größtenteils von der Protagonistin Ash und ihrem (Liebes-)Leben handelt und somit die Freundschaft mit der im Hospiz sterbenden Edi zur reinen Rahmenhandlung verkommen lässt.
Ash könnte als Hauptcharakter kaum ungeeigneter sein - ihre Egomanie wird regelmäßig von anderen Charakteren zur Sprache gebracht, z.B. als sie von Edi gebeten wird, die Grabrede nicht durch sich selbst zu vereinnahmen, sondern wirklich auch auf Edi zu konzentrieren. Diesem Wunsch kommt Ash nicht nach - um das zu verhindern, hätte Edi nicht sterben dürfen, so Ashs formulierter Gedanke.
Nebenher versucht Ash ihren Ex-Mann wiederzugewinnen, dem sie das Glück in seiner neugefundenen Beziehung nicht gönnt. Nachdem Ash die Scheidung durch einen Seitensprung herbeigeführt hat, will sie, dass ihr Exmann leidet und empfindet es als persönliche Beleidigung, dass er auf einem Schlittenfahrt-Foto mit seinen Töchtern glücklich aussieht.
Die Avancen ihrem Ex-Mann ggü. halten Ash jedoch nicht davon ab, im Verlauf des Romans Sex mit zwei Männern und einer Frau zu haben.
Dies nimmt, wie erwähnt, den Großteil des Romans ein.
Die Handlung folgt einer klaren Struktur - Ash erlebt etwas, sei es im Hospiz oder in ihrem Privatleben, das eine Erinnerung an vergangene Erlebnisse triggert. Diese Erinnerungen sind meistens trivial und haben kaum etwas mit Edi zu tun.
So erinnert sich Ash beispielsweise daran, als sie Edi hilft, auf die Toilette zu gehen, wie sie ihre Töchter in Schneebekleidung einpackt und kaum dass sie fertig ist, verkündet eine der beiden ganz stolz, dass die Nummer 2 in ihre Windel gemacht hat.
Szenen wie diese lassen die vom Roman erhoffte Tragik vermissen und sind leider nicht die Ausnahme, sondern die Norm.
Leider hat der Roman also nicht gehalten, was er versprochen hat. Auf die zahlreichen Sexszenen und sexuellen Anspielungen hätte ich sehr gerne verzichten können - im Gedächtnis geblieben ist vor allem ein Rorschach-Test, in dem die 11 Jahre alte Ash eine anstößige Szene mit einer alten Frau und einem Pferd erkennt, was grafisch beschrieben wurde. War das wirklich nötig?
Die Charaktere, allen voran Edi, von der die Geschichte eigentlich handeln sollte, bleiben blass und unnahbar. Statt den Figuren eine echte Persönlichkeit zu verpassen, hatte ich als Leser das Gefühl, dass einfach nur eine Checklist von im Twitter-Mainstream als begehrenswerten Charaktereigenschaften, wie Sex-Positivität und vielem mehr, abgearbeitet wurde.
Ich jedenfalls, würde mir leider keinen weiteren Roman der Autorin mehr kaufen. Obwohl sie, wie im Anfang von mir beschrieben, durchaus das Talent hat, fehlt mir eindeutig der gezeigte Willen, das auch in die Tat umzusetzen. Statt eine durchwegs packende, emotionale Geschichte zu erzählen, wollte sie sich durch die von ihr erschaffenen Figuren und Szenen lieber in einer politischen Ebene positionieren, die heutzutage sowieso allgegenwärtig ist.
Traurig, wenn man das mit gerade einmal 30 Jahren sagen muss, aber ich sehne mich nach früheren Romanen zurück (ehrlich gesagt egal welchen Medien), in denen es einfach nur um das Erzählen einer Geschichte ging - Eskapismus eben.
Der in der Leseprobe enthaltene Anfang und die von mir erwähnten letzten 80+ Seiten waren wohl der Grund, warum die meisten von uns sich dieses Buch geholt haben.
Was aber wohl die wenigsten erwartet haben, war der Mittelteil der Geschichte, der größtenteils von der Protagonistin Ash und ihrem (Liebes-)Leben handelt und somit die Freundschaft mit der im Hospiz sterbenden Edi zur reinen Rahmenhandlung verkommen lässt.
Ash könnte als Hauptcharakter kaum ungeeigneter sein - ihre Egomanie wird regelmäßig von anderen Charakteren zur Sprache gebracht, z.B. als sie von Edi gebeten wird, die Grabrede nicht durch sich selbst zu vereinnahmen, sondern wirklich auch auf Edi zu konzentrieren. Diesem Wunsch kommt Ash nicht nach - um das zu verhindern, hätte Edi nicht sterben dürfen, so Ashs formulierter Gedanke.
Nebenher versucht Ash ihren Ex-Mann wiederzugewinnen, dem sie das Glück in seiner neugefundenen Beziehung nicht gönnt. Nachdem Ash die Scheidung durch einen Seitensprung herbeigeführt hat, will sie, dass ihr Exmann leidet und empfindet es als persönliche Beleidigung, dass er auf einem Schlittenfahrt-Foto mit seinen Töchtern glücklich aussieht.
Die Avancen ihrem Ex-Mann ggü. halten Ash jedoch nicht davon ab, im Verlauf des Romans Sex mit zwei Männern und einer Frau zu haben.
Dies nimmt, wie erwähnt, den Großteil des Romans ein.
Die Handlung folgt einer klaren Struktur - Ash erlebt etwas, sei es im Hospiz oder in ihrem Privatleben, das eine Erinnerung an vergangene Erlebnisse triggert. Diese Erinnerungen sind meistens trivial und haben kaum etwas mit Edi zu tun.
So erinnert sich Ash beispielsweise daran, als sie Edi hilft, auf die Toilette zu gehen, wie sie ihre Töchter in Schneebekleidung einpackt und kaum dass sie fertig ist, verkündet eine der beiden ganz stolz, dass die Nummer 2 in ihre Windel gemacht hat.
Szenen wie diese lassen die vom Roman erhoffte Tragik vermissen und sind leider nicht die Ausnahme, sondern die Norm.
Leider hat der Roman also nicht gehalten, was er versprochen hat. Auf die zahlreichen Sexszenen und sexuellen Anspielungen hätte ich sehr gerne verzichten können - im Gedächtnis geblieben ist vor allem ein Rorschach-Test, in dem die 11 Jahre alte Ash eine anstößige Szene mit einer alten Frau und einem Pferd erkennt, was grafisch beschrieben wurde. War das wirklich nötig?
Die Charaktere, allen voran Edi, von der die Geschichte eigentlich handeln sollte, bleiben blass und unnahbar. Statt den Figuren eine echte Persönlichkeit zu verpassen, hatte ich als Leser das Gefühl, dass einfach nur eine Checklist von im Twitter-Mainstream als begehrenswerten Charaktereigenschaften, wie Sex-Positivität und vielem mehr, abgearbeitet wurde.
Ich jedenfalls, würde mir leider keinen weiteren Roman der Autorin mehr kaufen. Obwohl sie, wie im Anfang von mir beschrieben, durchaus das Talent hat, fehlt mir eindeutig der gezeigte Willen, das auch in die Tat umzusetzen. Statt eine durchwegs packende, emotionale Geschichte zu erzählen, wollte sie sich durch die von ihr erschaffenen Figuren und Szenen lieber in einer politischen Ebene positionieren, die heutzutage sowieso allgegenwärtig ist.
Traurig, wenn man das mit gerade einmal 30 Jahren sagen muss, aber ich sehne mich nach früheren Romanen zurück (ehrlich gesagt egal welchen Medien), in denen es einfach nur um das Erzählen einer Geschichte ging - Eskapismus eben.