enttäuschend langatmig und unglaubwürdig

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mrs-lucky Avatar

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Die Beschreibung des Buches klingt vielversprechend und macht neugierig: „Der phänomenale Überraschungserfolg aus England endlich auf Deutsch. Ein raffinierter psychologischer Spannungsroman.“
Das Buch selbst war für mich dann aber eine einzige Enttäuschung. Von Spannung war weit und breit nichts zu spüren, die Handlung ist zäh, konstruiert und ebenso unglaubwürdig wie die Charaktere. Spannung wird einzig und allein dadurch aufgebaut, dass der Leser bin kurz vor der Auflösung am Ende im Unklaren darüber gehalten wird, welches mysteriöse „Ereignis“ Emily dazu bewogen hat, ihre Familie zu verlassen.
Denn darum geht es in dem Buch: Emily, eine junge Ehefrau und Mutter verlässt eines Morgens ohne ein Wort des Abschieds ihr Haus und ihre Familie in einem Ort in der Nähe von Manchester, um in London unter ihrem Mädchen- beziehungsweise ihrem 2. Vornamen Catherine ein neues Leben zu beginnen. Laut Klappentext „bringt die Sehnsucht sie fast um den Verstand: nach Ben, ihrem Ehemann, nach ihrem kleinen Sohn“. Im Buch ist davon jedoch kaum etwas zu spüren. Emily, die sich jetzt Cat nennt, beginnt unter dem Einfluss ihrer neuen Freundin Angel ein sehr oberflächliches neues Leben, geprägt von exzessiven Partys und Drogenkonsum. Cat verschwendet nur wenige Gedanken an ihre Familie sondern erscheint in erster Linie naiv bis selbstsüchtig. In Rückblenden bekommt der Leser Einblicke in Emilys Vergangenheit und den Einfluss ihrer Familie auf ihr Leben, wobei ihre Zwillingsschwester Caroline noch am bemerkenswertesten ist. Die Rückblicke sind verwirrend, da man als Leser erst nach dem Lesen einiger Zeilen einordnen kann, in welchem Zeitabschnitt der Absatz gerade spielt. Außerdem stellen sie nur kurze Momentaufnahmen dar, die nicht dazu geeignet sind, ein schlüssiges Bild von Emily/Cat zu zeichnen. Ihr Charakter und ihr Verhalten sind mir während des Buches ein Rätsel geblieben, sie wirkt in sich nicht schlüssig. Durch die stets wiederholten Anspielungen auf das auslösende „Ereignis“ wird in meinen Augen keine Spannung erzeugt, ich fand diese irgendwann nur noch nervig und habe auf eine schlüssige Erklärung gehofft. Diese fiel dann aber enttäuschend aus, weil klar wurde, dass die Autorin den Leser auf plumpe Art die ganze Zeit auf die falsche Fährte geführt hat. Emilys Verhalten wird dadurch nicht erklärt sondern nur noch absurder. Das völlig kitschige und unrealistische Finale hat dem ganzen die Krönung aufgesetzt.
Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie man in diesem Buch psychologische Raffinesse finden kann. Das Buch wird teilweise als Krimi oder sogar Thriller eingestuft, man findet jedoch nur ein kitschiges bis theatralisches Familiendrama.