Schwarz und Weiss

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simone1711 Avatar

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Leider war ich etwad enttäuscht von dem Roman, obwohl ich die Leseprobe vielversprechend fand.

Emily verschwindet. Sie hinterlässt ihren liebenden Ehemann Ben und, so nimmt man an, den gemeinsamen kleinen Sohn. Ihr Ausweis lautet noch auf ihren Mädchennamen, und sie verwendet als Vornamen Catherine, eigentlich ihr erster Vorname. Es ist also nicht alles gelogen, aber gefunden werden will sie nicht. Sie reist nach London, findet ein WG-Zimmer und einen Job. Und Angel, eine neue Freundin.

Im Lauf des nächsten Jahres arbeitet sie sich hoch - als ehemalige Anwältin ist sie für den Job als Rezeptionistin ja auch überqualifiziert. Sie lebt mit Angel in einer schönen Wohnung, nimmt Drogen und genießt, so scheint es, ihr Singledasein. Zwar überkommt sie immer wieder der Schmerz beim Gedanken an früher, doch was genau sie zur Flucht ohne Wiederkehr veranlasst hat, erfährt man erst schrittweise.

Ihre Zwillingsschwester Caroline spielt jedenfalls eine wichtige Rolle. Von der Mutter unerwünscht, da sie nur mit einem Kind gerechnet hatte, schiebt sie seit je her einen großen Hass auf Emily, hat Esstörungen, Alkoholprobleme, Schwierigkeiten mit Männern. Und tut alles, um Emilys perfektes Leben zu zerstören, so wie sie ihr als Kind schon praktisch nach dem Leben trachtete.

Da wären wir auch schon. Die perfekte Emily mit perfektem Ehemann, perfektem Leben, sich natürlich der Traumfrauqualitäten nicht bewusst. Schwarz und weiß in einer Familie. Wie die Eltern - die Mutter, die zwar nur ein Kind wollte und im Geburtsstress abwehrend auf Caroline reagierte, trotzdem ihr Bestes für
beide versuchte und den Fehler wieder gutmachen will ihr Leben lang. Und der Vater, notorischer Fremdgänger, der Frau und Kinder sich selber überlässt.

Auch das Ereignis, das Emily zur Flucht trieb - im Prinzip von Caroline verschuldet, wenn man so will. Muss man aber nicht so sehen. Sieht auch Emily anstandshalber nicht so.

Mir war das Buch zu schmonzettenhaft, und die arme Emily/Cat immer die tapfere Leidtragende. Aber es war immerhin unterhaltsam.