Anti-Motiv

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häschen Avatar

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Axel Steen ist Ermittler im Kopenhagener Morddezernat. Als es zu Ausschreitungen im Rahmen einer autonomen Bewegung, buchstäblcih direkt vor seiner Wohnungstür, kommt, geschieht auch ein Mord. Das Opfer scheint ein Autonomer zu sein, doch schon bald stellt sich heraus, dass dieser Makedonier für Etwas ganz anderes so grausam sterben musste. Die Ermittlungen führen durch eine verworrene Geschichte, die von Drogenschmuggel, Terror, Prostitution, aber auch von unedlicher Liebe zur Familie handelt. Schließlich wird Axel sogar gezwungen mit einem Sonderpolizeikomando, dem PET, zusammen zu arbeiten. Da er bereits schon viele Differenzen mit seinen Kollegen hat, passen ihm diese "Babysitter" gar nicht ins Konzept und auch in seinem Privatleben scheint alles den Bach herunter zu gehen. Schließlich drohen ihm nicht nur die berufliche Suspension sondern auch der Entzug des Sorgerechts für seine Tochter. Und dann geschieht ein zweiter Mord...ebenfalls an einem Autonomen, der wohl zu viel wusste.
Die Exfreundin des Toten begeistert Axel und er beginnt sich von seiner eigenen Exfrau los zu reißen. Doch es ist nun mal nicht wie im Märchen. Am Ende des Romans steht kein Happy End - die Morde sindgeklärt und Axel konnte allen beweisen, dass man mit Ehrlichkeit und Scharfsinn schließlich gewinnt, doch die Auflösung geht ihm unter die Haut. Am meisten enttäuscht ist man doch von Leuten, die man lange kennt oder denen man schnell vertraut hat.

Wenn es Etwas gibt, dass mich an diesem Roman so fasziniert, was mich in seinen Bann zieht, dann ist es sein Anti-Motiv. Axel Steen ist ein Anti-Held. Er hasst seine Kollegen und sie hassen ihn, er verliert beinahe seine Tochter und ist zu allem Überfluss auch noch drogensüchtig. Doch genau das zeigt, wie unwichtig ein "Status" in der Gesellschaft ist. Meist sind es die, auf die keiner ein Pferd setzen würde, die mit ihrem Handeln am Ende überzeugen.
"Unruhe" ist kein klassischer Krimi, bei dem es einen Täter, ein oder mehrere Opfer gibt und einen Helden. Nein, in diesem Roman gibt es mehrere Täter , nicht zuletzt ist einer der Polizei-Apparat selbst, obwohl es nur einen Mörder gibt. Zugleich ist die ganze Gesellschaft ein Opfer. Nur ein Teil dieser wird zum Held und meist ist dies gerade der Teil, von dem man es nicht erwartet.

Mir hat die Handlung sehr gut gefallen und meine Sympathie für die Hauptperson war besonders groß. Ich mag Jesper Steins Stil, der ohne große Umschweife die Fakten auf den Tisch legt und dennoch so viele Fragen offen lässt.
Mich hat der Roman überzeugt und ich hoffe auf weitere deutsche Übersetzungen!