Bestseller aus Dänemark

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strickli Avatar

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Kommissar Steen bearbeitet seinen ersten Fall, den Mord an einem offenbar Autonomen auf einem Friedhof. Der Friedhof war zum Zeitpunkt des Mordes durch die Polizei abgeriegelt, was nicht nur dem Staatsanwalt den Verdacht nahelegt, dass hier möglicherweise ein oder mehrere Polizisten verwickelt sein könnten. Dies interessiert die Öffentlichkeit und vor allem die Presse in einer Zeit, in der Kopenhagen von Straßenkämpfen und aus dem Ruder laufenden Demos gebeutelt wird, natürlich besonders. Der Kommissar wohnt nah dran am Geschehen, direkt in einem verrufenen Viertel, das sich kein anderer Polizist als Wohnort ausgesucht hätte. Da taucht ein Video auf, auf dem klar zu erkennen ist, dass der Mörder eine Jacke mit dem Aufdruck "Polizei" trägt...
Jesper Stein arbeitete als Polizeireporter, und diesen Stil - sachlich, knapp, auf wesentliche Fakten beschränkt - abzulegen, um stattdessen einen Krimi zu schreiben, ist sicherlich eine Herausforderung. Nach meinem Empfinden ist dies nicht so ganz geglückt. Der Schreibstil ist insgesamt gesehen überaus sachlich, mit einem Hang zur übergroßen Detailtreue auch dort, wo sie nicht angebracht ist (Zitat "Axel sah kurz auf die vier kleinen schwarzen Ziffern auf dem lumineszierenden Hintergrund seines Handys, getrennt durch zwei Punkte: 03:30."). Manchmal liegt die Würze eben doch in der Kürze. Etwas gestört hat mich auch die Angewohnheit des Autors, einem Substantiv möglichst gleich zwei Adjektive voranzustellen, "die wachen blauen Augen in dem großen knochigen Gesicht", dadurch gerät einfach der Lesefluss ins Stocken.
Zur Auflösung des Krimis selbst verrate ich natürlich wie immer nichts! Insgesamt ein lesenswertes Debut.