Schlägt das Herz noch?

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satine2204 Avatar

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Axel Steen ist seit Jahren Ermittler beim Kopenhagener Morddezernat und hat seinen Ruf weg: mit seinen eigenwilligen und mitunter brutalen Methoden hat er zwar einige Einträge in seiner Personalakte, aber auch eine bemerkenswerte Aufklärungsquote bei seinen Fällen vorzuweisen. Dass er von einer inneren Unruhe geplagt wird, er unter Schlafproblemen leidet und ständig das Gefühl hat, sein Herz würde explodieren, wissen die wenigsten seiner Kollegen.
Für das persönliche Befinden ist auch wenig Zeit: kurz nach der gewaltsamen Zwangsräumung eines Jugendzentrums in Steens Viertel findet man auf einem Friedhof eine männliche Leiche. Der Kleidung nach zu urteilen, handelt es sich bei dem Toten um einen Autonomen, der scheinbar erst brutal verprügelt und dann erstickt wurde. Warum hat die Polizei, die in der Nacht des Mordes rund um den Friedhof stark präsent war nichts vom Mord gemerkt? Schnell verdächtigen die Medien den Mörder innerhalb der Polizei. Stehen gräbt sich tief in den Fall hinein und stößt bald auf Ungereimtheiten, verschwundene Akten und verwickelt sich zudem in ein gefährliches Netz aus Affären und Kontakten zu Presse und dem Drogenmillieu.
Die Story und auch der Hintergrund haben schon was: Es geht um linke Autonome, Drogen, die Ausländerproblematik in Dänemark und Polizeigewalt. Mehrfach stellt sich Steen die Frage inwieweit das Wohl der Allgemeinheit über dem Wohl von Einzelpersonen steht. Trotz der vielen Themen bleibt das Buch übersichtlich, auch die vielen Charaktere haben Tiefe und verwirren den Leser nicht. Und trotzdem habe ich schon weit spannendere Krimis gelesen mit durchaus sympathischeren Ermittlern. Axel Steens Spleen mit seinem Herzen wird übrigens nur sehr im Hintergrund behandelt. Auf den ersten 120 Seiten wird nur einmal sehr kurz darüber berichtet und auch danach gibt es nur ein paar wenige Szenen in denen seine Angst vor einem plötzlichen Herztod eine Rolle spielt. Die Kurzbeschreibung des Buches hatte da etwas anderes suggeriert. Es tut der Story jedoch keinen Abbruch.
Das Buch ist eher für Krimifans gedacht, die keine blutigen Szenen brauchen und eher eine Geschichte mit gesellschaftspolitischem Hintergrund suchen. Ich persönlich bevorzuge Spannung und werde daher einen zweiten Teil wahrscheinlich nicht lesen.