Unruhe

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lunamonique Avatar

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„Unruhe“ ist der erste Fall für Vizekriminalkommissar Axel Steen vom Morddezernat Kopenhagen und Jesper Steins Debüt als Krimiautor. 2008 hatte er mit einem Buch über Bent Isager-Nielsen, den Leiter der Sektion 1, dem dänischen Pendant zum FBI, einen Bestseller gelandet. In „Unruhe“ beweist der Journalist und ehemalige Kriminalreporter ein Händchen für einen fesselnden Plot und spannende, geheimnisumwitterte Charaktere.

Die Polizei räumt ein Jugendzentrum und riegelt das gesamte Viertel ab. Die Lage eskaliert. Straßenschlachten halten die Polizei in Atem. Ausgerechnet auf einem von Polizisten abgeriegelten Friedhof geschieht ein Mord. Das Opfer ist wie ein Autonomer gekleidet. Alles sieht nach einem Polizisten als Täter aus. Axel Steen werden bei den Ermittlungen zwei Leute vom Geheimdienst PET zur Seite gestellt. Es geht um eine geheime Mission. Was steckt wirklich hinter dem Mord? Die Ermittler spielen nicht mit offenen Karten. Axel kennt die Witwe des Opfers von früher. Lange bleibt der One-Night-Stand nicht unter Verschluss. Sein Schweigen und seine Alleingänge können Axel Steen den Kopf kosten.

Axel Steen quält die Angst vor dem Tod. Er lässt viel zu häufig ein EKG machen, um auf Nummer sicher zu gehen. Axel traut seinem Herzen nicht über den Weg. Es scheint öfters nicht in den Brustkorb zu passen und schlägt viel zu laut. Sex und Haschisch, das sind die einzigen Mittel, die ihm zu Schlaf verhelfen. Jesper Stein hat seine Hauptfigur mit allerlei Ecken und Kanten ausgestattet. Axel Steen ist stur, eigenwillig, unbelehrbar. Das Einzige, was zählt, ist den Mord aufzuklären. Er ist ein fabelhafter Ermittler, wendet aber immer wieder unkonventionelle Methoden an und verstößt gegen Regeln. Sein neuer Vorgesetzter Corneliussen will ihn am besten so schnell wie möglich loswerden. Zu den beruflichen kommen private Probleme. Seine Ex Cecilie ist mit dem Leiter des PET Jens Jessen zusammen. Tochter Emma liebt er über alles, hat aber aufgrund des brandgefährlichen Falls kaum Zeit, um sich um sie zu kümmern. Autor Jesper Stein legt immer wieder falsche Fährten und hält damit die Spannung hoch. Der Mörder geht skrupellos und mit unvorstellbarer Gewalt zu Werke. Spuren führen ins Leere. Axels Gespür für Schuld und Unschuld wird mit Füßen getreten, sein Gerechtigkeitswille auf eine harte Probe gestellt. Ihm zur Seite steht der überkorrekte, sehr verlässliche Darling. Als es Axel an den Kragen geht, kann aber auch der ihm nicht helfen. Das Geflecht aus mysteriösem Fall, stockender Aufklärung, einem unheimlichen, unsichtbaren Gegner und Axels konfusem Liebesleben macht diesen Krimi so interessant und unterhaltsam. Die Aufmerksamkeit wird stets auf etwas Anderes gelenkt. Der Titel „Unruhe“ ist Programm. Es entsteht eine dichte, mitreißende Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Wer ist der Gute, wer der Böse? Ein sehr gelungener Auftakt zur Krimiserie. Direkte, oft provozierende Dialoge bringen Feuer in die Geschichte. „Unruhe“ ist ein ausgeklügelter, rätselhafter, packender Krimi. Vizekriminalkommissar Axel Steen erinnert von seiner Art her an Horst Schimanski, gespielt von Götz George. Ein raubeiniger Typ mit dem Herzen am rechten Fleck. Er bringt sich selbst immer wieder Scherereien ein und will mit dem Kopf durch die Wand. Ein sympathischer Kerl, der sowohl weibliche wie männliche Krimifans anspricht.

Auf dem Cover wird der Focus auf ein Laternenlicht gesetzt. Drum herum düstere Nacht. Auffällig ist der Titel in Großbuchstaben und einem Neongelb. Mit wenigen Details wird eine beklemmende Stimmung erzeugt, die gut zur Geschichte passt. Tatort ein Friedhof, überall Polizisten und trotzdem kann ungesehen ein Mord geschehen. Wie ist das möglich? Der Leser fiebert mit Axel mit, sucht nach Spuren und Fährten. Fragen lassen sich nicht leicht beantworten. Die Spannung hält sich bis Schluss. Fazit: Sehr empfehlenswert!