Unruhe

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Die „grüne Lunge“ Nørrebros ist beschmutzt und entweiht, das muss Mordermittler Axel Steen bedauernd feststellen. Der Friedhof der für ihn und seine kleine Tochter Emma immer einen Spaziergang wert war, ist nun, während der tumultartigen Unruhen in diesem überwiegend von Drogen, Prostitution und auch Künstlern geprägten Stadtteil Kopenhagens, zum Tatort geworden.
Dabei war der Friedhof von Polizisten während der Tatzeit abgeriegelt, wie ist es möglich, dass sich jemand unbemerkt anschleichen kann? Warum wurde das Opfer in einer als Polizist verkleideter Autonomer arrangiert? Fragen die sich Axel anhand einer illegal angebrachten Überwachungskamera leichter zu beantworten hofft, nur wird diese von einem allzu neugierigem Bewohner des Viertels geklaut. Die Ermittlungen verzögern sich, nebenbei kämpft der Ermittler ständig mit sich selbst, hervorgerufen durch regelmäßig auftretende Panikattacken, hadert mit seiner Rolle als geschiedener Vater, mit seiner Ex-Frau und deren neuen Lebensabschnittsgefährten und auch eine andere Dienststelle sowie seine Vorgesetzten machen ihm das Leben nicht gerade leicht. War der Täter vielleicht einer aus den eigenen Reihen?

Kopenhagen habe ich mir freundlicher, heller und liebenswerter vorgestellt. Jesper Stein zeigt uns die Schattenseiten der Stadt, das Problemviertel. Ein Ort den es wohl in jeder europäischen Großstadt gibt. Der Ort der aber auch über Lichtpunkte verfügt und die finde ich, hat der Autor geschickt gezeichnet. Die Schilderungen der künstlerisch angelegten Parkanlagen vermitteln das Gefühl, sich auch diesen bei einem Besuch der Stadt anzuschauen.
Der eigentliche Fall ist interessant mit vielen teils vorhersehbaren teils unvorhersehbaren Wendungen, einigen Spannungsbögen und vielen Protagonisten, die das Gesamtbild komplex gestalten. Ein bisschen hab ich mit dem Hauptakteur gehadert, die Figur war mir irgendwie zu klischeehaft skizziert. So oder so fand ich keine außergewöhnliche Eigenschaft, die ihn aus dem Meer von selbstgefährdenden Kommissaren hervorstechen lassen würde. Vielleicht hatte er auch von allem zu viel. Wer weiß? Vielleicht muss ich aber erst den Nachfolger lesen, so eine Figur entwickelt sich ja im Laufe ihres „Arbeitslebens“.