Opferlamm

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
takabayashi Avatar

Von

Im Prolog lernen wir Derya kennen, eine junge Berliner Schülerin kurdischer Abstammung. Sie ist während der Schulferien mit ihrer Familie in Südostanatolien in einem armen Dorf in karger Landschaft. Sie langweilt sich und kann es nicht erwarten, endlich nach Berlin zurückzukehren. Doch bei der Feier an diesem Tag geht es darum, dass der Clan, dem ihre Eltern angehören, sich mit einem anderen Clan nach langem Streit endlich wieder versöhnen will. Was eine sehr nette, aufgeschlossene Cousine Derya gegenüber andeutet, scheint nichts Gutes zu verheißen. Mir drängte sich die Vermutung auf, dass Derya vielleicht mit einem Mitglied aus dem anderen Clan zwangsverheiratet werden soll, um die Versöhnung zu besiegeln. Aber das "Opferlamm" Derya ahnt noch nichts von diesen Plänen ...
Ortswechsel: Berlin-Moabit. Ruth Holländer ist eine Frau in mittleren Jahren, deren 2 Kinder schon erwachsen sind, bzw. gerade erwachsen werden. Nur die Tochter wohnt noch zu Hause, der Sohn ist bereits ausgezogen. Der Vater der beiden hat der Familie schon vor zehn Jahren den Rücken gekehrt.. Ruth betreibt seit 5 Jahren ein französisches Bistro. Wir treffen sie beim morgendlichen - sehr frühen - Aufstehen, dem missglückten Versuch, sich die Haare zu waschen (die Tochter hat das ganze Shampoo verbraucht), beim Frühstück mit der Tochter, die sie darum bittet, endlich das Geld für ihre Klassenfahrt zu überweisen. Wir begleiten Ruth zum Einkauf beim Großmarkt und dann zu ihrem Restaurant zu ihrer Mitarbeiterin und Vertrauten Jamila. Währenddessen erfahren wir schon ziemlich viel über Ruth, ihre Art zu denken, ihre Persönlichkeit, ihre Vorgeschichte. Das alles ist gut geschrieben und macht einen schnell mit der Protagonistin des Buches vertraut.
Bis auf den unheilschwangeren Prolog ist noch nichts davon zu spüren, dass dies ein Krimi ist. Die Leseprobe endet damit, dass Ruth eine Benachrichtigung erhät, dass sie als Schöffin ans Landgericht Moabit berufen worden ist. Aus dem Klappentext weiß man bereits, dass sich daraus die Krimihandlung ableiten wird, dass Ruth die Unschuld eines ihrer Meinung nach zu Unrecht Verurteilten beweisen will und deshalb zu ermitteln beginnt.
Das verspricht spannend und unterhaltsam zu werden. Die sympathische Heldin, die keine Kommissarin ist, ist durchaus ungewöhnlich, das Berliner Ambiente ist für mich als Berlinerin auch äußerst reizvoll. Ich habe große Lust, diesen Krimi zu lesen!