Unschuldslamm

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Eine gut geschriebene, spannende Leseprobe, die zwei Handlungsstränge enthält, die, wie es scheint, nichts miteinander zu tun haben. Da ist zunächst Derya, eine junge Kurdin, die mit ihren Eltern in Berlin lebt, jetzt aber in den Sommerferien mit ihrer Familie nach Südostanatolien fahren muß, um dort einen großen Teil ihres Familienclans zu treffen. Den Grund für die Reise weiß sie nicht, aber ihr Bruder erklärt ihr, daß dieses Treffen von großer Wichtigkeit für die Familie sei. Irgendetwas wird verhandelt, aber Derya weiß nicht, um was es geht. Ihre Cousine Sergul macht Andeutungen, die Derya nicht zu deuten weiß. Als Derya wieder in das Haus hineinwill, wird ihr von hinten der Mund zugehalten und jemand bezeichnet sie als Hure.

Der zweite Teil der Leseprobe handelt von Ruth Holländer, einer Frau Ende vierzig, die mit ihrer Tochter in Berlin lebt. Ihr Sohn ist inzwischen ausgezogen und ihr Mann hat sie vor Jahren verlassen. Ruth hat nach vielen Jahren der Einsamkeit ein französisches Bistro eröffnet, das recht gut läuft und in dem sie gerne arbeitet. Als sie eines Abends heimkommt und sich auf einen ruhigen Feierabend freut, findet sie einen amtlichen Brief vor, mit welchem sie als Schöffin an das Landgericht Moabit berufen wird.

Die Protagonistinnen in beiden Teilen der Leseprobe sind sehr gut beschrieben und ihre jeweiligen Geschichten sind auch sehr interessant. Was haben die beiden miteinander zu tun? Wird Derya wieder nach Berlin zurückkehren oder wird ihr Vater sie in Anatolien zurücklassen? Was heckt der Familienclan aus? Mit welchem Fall wird Ruth Holländer es zu tun bekommen? Wie wird sie ihre Aufgabe als Schöffin meistern?

Die Leseprobe hat mich neugierig gemacht. Ich würde das Buch gerne weiterlesen.