Alles andere als unschuldig...

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beastybabe Avatar

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Hinter dem Pseudonym "Judith Arendt" verbirgt sich eine erfolgreiche Krimiautorin aus Deutschland. Ihr Buch "Unschuldslamm - Der erste Fall für Schöffin Ruth Holländer" ist hoffentlich der Auftakt zu einer ganzen Krimireihe - der Titel lässt es jedenfalls vermuten.

Ruth Holländer ist eigentlich eine ganz normale Frau: geschieden, zwei Kinder im Teenageralter, Betreiberin eines kleinen Bistros. Doch eines Tages erreicht sie ein Brief, der ihr Leben gehörig auf den Kopf stellt: sie wird zur ehrenamtlichen Schöffenrichterin berufen.
Zunächst ist sie von dieser Aufgabe wenig begeistert, denn sie muss sich schließlich um ihr Bistro kümmern und sie erwartet auch sonst nichts Gutes von diesem aufgezwungenen Ehrenamt.
Am ersten Verhandlungstag wird sie dann auch noch prompt mit einem erschreckenden Mordfall konfrontiert: eine 16-jährige Mitschülerin ihrer Tochter ist vor etwa einem halben Jahr auf brutalste Weise erstochen worden. Angeklagt ist der ältere Bruder des Opfers und die Presse sprach von einem "Ehrenmord".
Schon nach den ersten Zeugenbefragungen hegt Ruth ernste Zweifel an der Theorie: sie ist sich sicher, dass der Bruder unschuldig ist. Doch warum macht er dann keinerlei Angaben zur Tatnacht?
Sie nimmt sich die Verhandlungen sehr zu Herzen und irgendwann kann sie die nötige Trennung zwischen Gerichtssaal und Privatleben nicht mehr aufrecht erhalten...

Das Buch ist in einem sehr angenehmen Schreibstil verfasst: locker, manchmal mit jugendsprachlichen Ausdrücken garniert, niemals langatmig oder gar langweilig. Die Geschichte fesselt von Anfang an und wird so geschickt erzählt (teils in Rückblenden, teils in der Gegenwart), dass man ständig wissen möchte, wie es weitergeht. Wäre nicht die Nacht dazwischen gekommen, hätte ich diesen Krimi in einem Rutsch durchgelesen.
Der Fall an sich wird spannend erzählt und schlüssig zum Ende gebracht, doch das ist nicht das einzig Faszinierende an diesem Buch. Es sind viel mehr die so lebendig und real wirkenden Protagonisten, mit denen man sich stellenweise so wunderbar identifizieren kann. Ganz normale Menschen mit alltäglichen Problemen, rührigen und zuweilen anstrengenden bis belastenden Familienverhältnissen, Trennungen und neuen Liebschaften, Ängsten und Sorgen, aber auch positiven emotionalen Momenten.
Einen großen Teil der Geschichte nimmt dieser "menschliche Part" ein, es geht weniger um die Darstellung von akribischer Ermittlungsarbeit, sondern es geht um die Menschen, die darin verwickelt sind.
"Unschuldslamm" habe ich sehr gerne gelesen und ich möchte unbedingt mehr von Ruth Holländer und den vielen anderen interessanten Charakteren wissen. Hoffentlich wird diese Reihe bald fortgesetzt!
Für dieses Buch vergebe ich 5 Sterne und empfehle es allen Lesern, die neben einer spannenden Kriminalgeschichte auch viel Wert auf Informationen aus dem "Privatleben" der Protagonisten legen.