Ehrenmord

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murksy Avatar

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Ruth Holländer, 50, Besitzerin einer kleinen Gastronomie, wird Schöffin. Und gerade ihr erster Fall ist ein sehr emotionaler. Der Mord an einer jungen Kurdin weckt die üblichen Vorurteile: Ehrenmord, Blutrache. Beschuldigt wird sofort ihr Bruder. Das Mädchen hatte sich mit einem Deutschen eingelassen, bevorzugte das westliche Leben. Natürlich scheint das Urteil für Manchen schon fest zu stehen. Im Laufe des Prozesses werden verschiedenen Personen vernommen. Der deutsche Freund und dessen Mutter. Durch die Aussage des jungen Valentins wird seine Mutter belastet. An dem besagten Abend scheint sie dem Mädchen noch nachgegangen zu sein. Hat sie etwas mit dem Mord zu tun? Hölländer muss sich langsam an das Leben vor Gericht gewöhnen. Sie darf nicht über den Fall reden, soll sich aber voll in den Fall einbringen, der ihr sehr zu Herzen geht. Abends noch die Arbeit in der Wirtschaft und dann noch der Ärger mit ihrem Ex-Mann. Irgendwie muss sie alles zusammen unter einen Hut bringen. Außerdem zweifelt sie an der Schuld des Kurden. Um das Ganze noch abzurunden, verliebt sie sich auch noch in den Staatsanwalt. Klischee, ick hör dir trapsen. Damit die Geschichte des Buches vorangetrieben wird, führt die Geschichte immer wieder an den Mordtag und auch andere Begebenheiten in der Türkei zurück. Da in dem Buch eigentlich nicht ermittelt wird, sondern sich die Lösung eher durch diese Rückblicke und die Aussagen der Personen ergibt, kann man Holländer nicht als aktive Person einordnen. Eher passiv wird sie genau wie der Leser Zeuge, wie sich der Fall entwickelt. Allerdings ist die Auflösung des Falles sehr vorhersehbar. Eher eine Fallstudie, als ein spannender Kriminalfall. Dass der Bruder unschuldig sein würde, war mir von der ersten Seite klar. Das Buch reißt also nicht vom Hocker und unterhält einigermaßen gut. Was mich persönlich etwas gestört hat, waren die furchtbar konstruierten Namen der handelnden Personen. Derya Demizgül, Michelle Grobmann, Heike Rastatt, Hans Seltsam, Ernst Hochtobel, das sind für mich ganz subjektiv Namen, die wie aus dem Baukasten für "bloß nicht normale Namen wie Schmidt oder Müller nehmen" erscheinen. Irgendwie stört das. Ansonsten bleibt ein Kriminalfall, der mich nicht dazu bewegt, ein großer Holländer-Fan zu werden.