Familienbande

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bezel64 Avatar

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Der erste Fall der, wie ich hoffe, neuen Krimiserie hat mir sehr gut gefallen. In den Mittelpunkt des Geschehens stellt die Autorin Judith Arendt eine Schöffin, die sich völlig unbedarft und laienhaft und zunächst sehr widerwillig mit dem Mord an einer jungen Kurdin beschäftigt. Doch der faszinierende "Fall" nimmt sie mehr und mehr gefangen und das Schicksal der jungen Derya, die auf so tragische Weise sterben mußte, läßt sie nicht mehr los. Sie kann sich nicht vorstellen, dass der sympatische Bruder der Ermordeten, der als Angeklagter vor Gericht steht, seine Schwester wirklich so brutal getötet hat. Doch das Gericht sucht einen Täter und der Druck der Öffentlichkeit ist enorm...
Die Charaktere sind ausgesprochen interessant gezeichnet und ich konnte mich gut in Ruth Holländer, der Schöffin mit ihren vielfältigen eigenen Problemen, hineinversetzen. Besonders fesselnd ist die Lebensgeschichte von Derya, die zwar in Berlin sehr modern aufwächst und die dennoch durch diverse familiäre Verpflichtungen und Traditionen mit ihrer kurdischen Kultur unfreiwillig verbunden bleibt. Die Schreibweise ist sehr authentisch und das Buch ist flott und flüssig zu lesen. Häufige Orts- und Szenewechsel machen das Buch sehr lebendig und die Handlung ist "mitten aus dem Leben" gegriffen.
Das Buch macht einmal mehr deutlich, welche Herausforderung eine multikulturelle Gesellschaft mit sich bringt und vor welcher anspruchsvollen Aufgabe alle Beteiligten gestellt werden. Meine volle Empfehlung für dieses tolle Buch mit einem starken sozialkritischen Ansatz! Ich freue mich auf weitere Bücher mit der Schöffin Ruth Holländer!