Mal etwas anderes

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
cbe-derleser Avatar

Von

Als Ruth Holländer kurz vor ihrem fünfzigsten Geburtstag als Schöffin an das Berliner Amtsgericht berufen wird, kommt ihr das alles andere als passend. Denn auch ohne diese Aufgabe ist in ihrem Leben reichlich los: Ihr kleines Bistro verlangt ihre Aufmerksamkeit ebenso wie ihre beiden halbwüchsigen Kinder, für die sie als allein erziehende Mutter voll verantwortlich ist. Doch ganz gleich ob Ruth nun jammert oder nicht: Sie muss sich dieser Aufgabe stellen.
Bereits der erste Verhandlungstag erschüttert dann das Leben von Ruth Holländer in seinen Grundfesten. Es geht um Mord. Ein junger Mann soll seine kurdische Schwester ermordet haben; schnell macht der Begriff "Ehrenmord" die Runde. Die Schöffin kann nur schwer glauben wie sie dort hört und erlebt und das Abschalten fällt ihr schwer. Und so beginnt sie sich, nach anfänglichem Zögern, mehr und mehr mit dem Fall zu befassen, wohl auch, weil sie die Schuld des Angeklagten nicht glauben kann. Oder spielen da mütterliche Gefühle in ihre Wahrnehmung mit hinein?
Geschickt verknüpft die Autorin Judith Arendt die Handlungsstränge der Geschichte und lässt den Leser teilhaben an der aktuellen Geschichte und dem Geschehen in der Vergangenheit. Dabei versteht sie es geschickt einen Spannungsbogen zu halten. Die erzählerischen Ausflüge in das Privatleben der Protagonistin finde ich persönlich zwar etwas zu umfangreich; der flüssige und gute Schriebstil hingegen macht das Lesen des Buches zu einem Vergnügen.
Alles in allem einmal ein Buch, welches sich einen Kriminalfall einmal aus anderer Sicht beleuchtet und daher durchaus lesenswert ist.