Unschuldslamm

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raschke64 Avatar

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Ruth Holländer ist fast 50 und Besitzerin eines kleines Bistros, geschieden, 2 Kinder und eigentlich völlig ausgelastet mit ihren beruflichen und privaten Verpflichtungen. Da bekommt sie die Aufforderung, als Schöffin zu arbeiten und gleich ihr erster Prozess ist ein Mord an einer jungen Kurdin.
Das Buch ist für mich ein solider Krimi. Die Geschichte wird abwechselnd zwischen dem Prozess, der Vorgeschichte der beteiligten Personen und ihrer Sicht auf die Dinge, dem Berufs- und Privatleben von Ruth erzählt. Dabei ist es interessant, das ganze aus dem Blickwinkel einer Schöffin zu sehen. Die sonst übliche Ermittlungsarbeit bleibt völlig außen vor. Trotzdem kann man die Entwicklung gut mitverfolgen. Was mir etwas gefehlt hat, war die Spannung. Es gibt Bücher, die kann ich nicht aus der Hand legen. Dieses zählte nicht dazu. Was mir aber gut gefallen hat und für mich auch sehr realitätsnah war, war die Hauptfigur Ruth. Ihr Leben war „herrlich normal“ mit all den Problemen, die man gut selbst nachvollziehen kann. Auch die Parallelen ihrer privaten Erfahrungen z. B. mit ihren Kindern zu denen des Opfers war gut herausgearbeitet. Die Beschreibungen der Verhältnisse der Kurden in Deutschland und der Türkei waren nicht überzogen und nicht einseitig. Hier ist der Autorin gelungen, nicht allzu viele Klischees aufzubauen, sondern differenziert die einzelnen Personen zu beschreiben. Insgesamt hat mir das Buch gefallen und es hat auch Potential für die geplante Reihe.