Unschuldslamm

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Der Krimi „Unschuldslamm“ von Judith Arendt erschien im Januar 2014 im Ullstein-Verlag. Die Geschichte rankt sich um die 50-jährige Ruth Holländer, die in Berlin ein französisches Bistro betreibt, geschieden ist und mit ihrer Tochter zusammenlebt. Sie als Schöffin in dem Mordfall an der 16-jährigen Derya, die türkischer Herkunft ist berufen. Ihr Bruder soll sie umgebracht haben, doch Ruth zweifelt ab dem ersten Verhandlungstag an dessen Schuld. Sie beginnt mit Hilfe ihres Ex-Mannes der Journalist ist selbst nach der Wahrheit zu forschen und am Ende stellt sich heraus, dass Ruths Bauchgefühl von Anfang an richtig war. Judith Arendt greift mit ihrem Krimi das Thema des Ehrendmordes auf und verwebt es mit den Lebensläufen von zunächst völlig Unbeteiligten.
Neben der Aufklärung des vermeintlichen Ehrenmordes an dem jungen Mädchen lernt der Leser auch eine Frau in den besten Jahren kennen, die sich zum ersten Mal in ihrem Leben frei und selbstbestimmt durch selbiges bewegt. Dabei ist sie stellenweise so offenherzig ehrlich mit sich selbst, dass es dem Leser leicht fällt ihr Sympathie entgegen zu bringen. Entsprechend schreibt Arendt in einer gehobenen Alltagssprache und passt diese an den jeweiligen Charakter an. Sie schreibt dabei in einem Stil, der besonders die Zeit in der Türkei und die dort herrschende Atmosphäre erlebbar machen.
Die Handlung ist in sich schlüssig und der Leser wird gemächlich an den wahren Täter herangeführt. Eine Ahnung wer es gewesen sein könnte entsteht schnell, die Auflösung gibt es allerdings erst am Ende des Buches mit dem Abschluss, bei dem man das Gefühl bekommt der Täter wäre zumindest nicht ungestraft davongekommen. Mein erster Eindruck von der Leseprobe war bereits sehr positiv, ich freute mich auf das Buch. Nun am Ende sehe ich diesen Eindruck absolut bestätigt. Ich habe das Buch innerhalb von 2 Tagen durchgelesen, weil ich es nicht aus der Hand legen wollte.
Insgesamt ist der Krimi „Unschuldslamm“ sehr gelungen. Die Autorin hat eine spannende Geschichte konstruiert, die auch unserem Nachbarn oder einem Bekannten geschehen könnte und die durch die Alltagsnähe an Spannung gewinnt. Zum Ende blieb bei mir durch das Ende des Mörders ein Zwiespalt zurück. Einerseits war es gut zu wissen, dass er bestraft wurde, andererseits blieb das Gefühl der Selbstjustiz in bestimmten kulturellen Kreisen, die aber eng mit unseren verwoben sind, zurück. Alles in allem kann ich das Buch nur weiterempfehlen und den Leser ermutigen, sich selbst ein Urteil zu bilden.