Der nächste Punkt auf der Liste

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owenmeany Avatar

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Das Buch ist sowohl ein Coming-of-Age- als auch ein All-Age-Roman, obwohl der Verlag es als Jugendbuch deklariert hat - Erwachsene lesen es durchaus ebenfalls mit Gewinn.

Miv beschließt aus ihrer häuslichen Misere heraus gemeinsam mit ihrer wesentlich bessergestellten Freundin Sharon, dem Yorkshire-Ripper auf die Schliche zu kommen. Zu diesem Zweck zeichnen sie in Listen auf, was sie an Menschen ihres Umfelds beobachten. Das führt zunächst nicht zur Aufklärung der Mordfälle, sondern zu Erkenntnissen ganz anderer Art. In der erzählten Zeit der Thatcherjahre in Großbritannien herrschen allenthalben beklagenswerte Zustände: sich ausbreitende Arbeitslosigkeit, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Mobbing an den Schulen sowohl durch Schüler als auch durch Lehrer. Daraus ergibt sich für die beiden immer wieder Handlungsbedarf, und sie bringen sich ein zum Nutzen so manchen Außenseiters.

Über ihrer Familie schwebt die rätselhafte Krankheit, die ihre ehemals lebenslustige Mutter schier lähmt und deren Erklärung man sich als Leser lange vergeblich wünscht, wie ein Damoklesschwert.

Vordergründig wühlen sich die beiden Mädchen wie Katalysatoren durch das Geschehen und setzen so etwas wie einen chemischen Prozess in Gang, bei dem jeder mit jedem reagiert und am Ende nichts so bleibt wie zuvor. Es geht leider nicht ohne fürchterliche Verluste ab, aber zum Schluss haben alle Beteiligten und damit auch wir unseren Horizont gewaltig erweitert. Bis dahin hat mich der Spannungsbogen der vielfältigen Verwicklungen durchweg in Atem gehalten, bis Jennie Godfrey schließlich den Knoten auf sehr geschickte und überzeugende Weise schürzt.